Das Weibliche in Religion&Kirche
Shownotes
Zum Weiterlesen:
https://www.Zeitpunkt.ch
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https://terra-nova.earth
Martha-Gemeinde: http://www.martha-gemeinde.de
Spiritualität und Weltverantwortung Gelebte Visionen - ein Bericht von Monika Matthias
Rede der Bischöfin Marianne Edgar Budde zur Einführung von Donald Trump in Washington (Auszug): https://youtu.be/01C-prfxF28?si=KHxHcdEB4QjGobTD
Gertrud von Le Fort´s Gebet im Zweiten Weltkrieg kann man hier nachlesen: https://www.prwi.nrw/wordpress_test/wp-content/uploads/2022/05/PNA-2022-11.pdf
Segenstext von Hildegard von Bingen
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00:00:11: SPK_1 Hallo und herzlich willkommen zum neuen Terra Nova Podcast.
00:00:14: SPK_1 Ich bin Christa Dregger und meine Fragen sind gibt es einen speziell weiblichen Weg zu Gott?
00:00:23: SPK_1 Und warum wurde und wird teilweise immer noch das weibliche von den großen Religionen so dermaßen bekämpft?
00:00:31: SPK_1 Das sind die Fragen meines heutigen Gesprächs und ich führe es auch in Vorbereitung auf unsere nächste Zeitpunktausgabe mit dem Titel du sollst dir kein Bildnis machen.
00:00:43: SPK_1 Ja, in Berlin Kreuzberg gibt es eine kleine evangelische Kirchengemeinde, die seit Jahrzehnten einen eigenen Weg geht, einen feministischen Weg, einen Weg der Integration.
00:00:56: SPK_1 Hier, mitten im sozialen Brennpunkt, finden Jugendliche aller Kulturen einen Treffpunkt.
00:01:02: SPK_1 Alle Menschen dürfen sich willkommen fühlen und auch politische Anliegen sind hier willkommen.
00:01:08: SPK_1 Die Martha Gemeinde wurde fünf und dreiig Jahre lang von Pfarrerin Monika Matthias geleitet.
00:01:14: SPK_1 Ich kenne sie von gemeinsamen Veranstaltungen und sie ist heute meine Gesprächspartnerin.
00:01:20: SPK_1 Wir sind leider beide etwas erkältet, aber trotzdem guter Dinge, gute Inspiration.
00:01:31: SPK_1 Hallo Monika.
00:01:32: SPK_2 Hallo Christa.
00:01:34: SPK_2 Schön, dass ich bei dir zu Gast bin.
00:01:37: SPK_1 Ja, ich möchte gerne mit dir zum Thema Weiblichkeit und Religion sprechen.
00:01:43: SPK_1 Wir haben ja schon im Vorgespräch darüber gesprochen und du hast gesagt, du möchtest mit etwas ganz bestimmtem anfangen.
00:01:50: SPK_1 Und vielleicht legst du einfach mal los, was dir dazu als erstes kommt.
00:01:54: SPK_2 Ja, ich weiß nicht, ob das nun speziell zum Thema Weiblichkeit ist, aber was mich zuletzt wirklich berührt und begeistert hat, das war die Predigt von Bischöfin Marianne Edgar Pudde am Tag der Amtseinführung von Donald Trump.
00:02:18: SPK_2 Und ich fand diese Predigt unglaublich prophetisch, authentisch, mitfühlend.
00:02:32: SPK_2 Und ja, sie hat es wirklich gewagt, also im Angesicht von Donald Trump und der ganzen, ja, der ganzen Mächtigen, die da jetzt gewählt wurden, , ich würde mal sagen, ein neues, aktuelles Gottesbild als Impuls zu setzen.
00:02:55: SPK_2 Es geht ja auch darum, du sollst dir kein Bildnis machen.
00:02:59: SPK_2 Ich denke, wir machen uns immer wieder Bilder, das ist auch völlig normal.
00:03:05: SPK_2 Aber es ist gut, uns immer wieder herauslocken zu lassen aus einer zu festen Vorstellung.
00:03:14: SPK_2 Und in der Predigt hat sie eben in the name of our loving god.
00:03:20: SPK_2 So fing sie an.
00:03:22: SPK_2 Und dann hat sie um Gnade gebeten für alle die Menschen, die sich jetzt in den USA fürchten.
00:03:30: SPK_2 Also einmal die ganzen Queer transgender Menschen und dann die ganzen migrantischen Familien, die nicht wissen, ob sie bald ausgewiesen werden, ob sie, ob sie bald voneinander getrennt werden.
00:03:48: SPK_2 Und dann hat sie sozusagen die Autorität und die Kraft der jüdisch christlichen Tradition eingebracht, wo eben ihr sollt die Fremden wie euresgleichen behandeln, denn ihr seid selbst einmal fremd gewesen in Ägypten.
00:04:13: SPK_2 Also das heißt, es ist die Anknüpfung daran, dass wir wahrscheinlich alle oder unsere Eltern, unsere Großeltern, unsere Urgroßeltern irgendwann mal fliehen mussten, in Not waren und dann auf Gastfreundschaft angewiesen.
00:04:33: SPK_2 Und ich muss sagen, diese Predigt, die hat mich so begeistert und hat jetzt wirklich auch ein ein sehr aktuelles, prophetisches, gleichzeitig mitfühlendes Gottesbild, vermittelt durch die Autorität einer Bischöfin, in die Welt gesetzt.
00:04:58: SPK_2 Und ich muss sagen, das hat mich in den letzten Tagen am meisten berührt.
00:05:05: SPK_1 Ja, das hat mich auch sehr berührt.
00:05:07: SPK_1 Auch die Schlichtheit, mit der sie das gesagt hat.
00:05:10: SPK_1 Sie hat ja nicht jetzt von der Kanzel heraus jemanden verdammt, sondern sie hat um Gnade gebeten.
00:05:16: SPK_2 Ja, es war überhaupt nicht arrogant, überhaupt nicht selbstgerecht, sondern sie hat sozusagen auch sich selbst in diesen Prozess, mitfühlend zu sein, mit hineingenommen.
00:05:32: SPK_2 Und ja, das ist klasse.
00:05:36: SPK_2 Da hat die heilige Geist Kraft kräftig geweht.
00:05:40: SPK_1 Ich glaube, das wurde weltweit wahrgenommen und ich bin sehr gespannt, wie darauf reagiert wird.
00:05:47: SPK_1 Die Welt steht gerade so polarisiert da, die ganze Menschenwelt so auf der Kippe, was man jetzt denkt und was nicht, wer sich mit wem noch unterhält.
00:05:56: SPK_1 Und wenn nicht, da werden solche Stimmen der Menschlichkeit, glaube ich, sehr, sehr wichtig.
00:06:00: SPK_1 Sind schon sehr, sehr wichtig.
00:06:02: SPK_2 Ich denke, viele Verantwortungsträgerinnen und träger haben das gehört.
00:06:08: SPK_2 Es haben vor allem aber auch die Menschen gehört, die jetzt von dieser doch sehr schlimmen Politik betroffen sind.
00:06:17: SPK_2 Die haben gemerkt, da gibt es eine Gottesfrau, die sieht unsere Not und die artikuliert unsere Not und die wird uns nicht vergessen.
00:06:29: SPK_2 Und das ist auch etwas sehr, sehr Kostbares.
00:06:34: SPK_2 Also eben Gott, das Göttliche als mitfühlend, als tröstend und gleichzeitig als prophetische Macht, die uns auch dazu ruft, immer wieder neue Wege zu gehen und Strukturen des Unrechts zu überwinden.
00:07:02: SPK_1 Ja, ich möchte gerne, bevor wir da weitermachen, dich auch ganz persönlich nach deinem Lebensweg fragen.
00:07:09: SPK_1 Also eigentlich möchte ich am liebsten wie kam es, dass du Pfarrerin geworden bist?
00:07:14: SPK_1 Ich selbst bin katholisch aufgewachsen, da gab es das gar nicht.
00:07:18: SPK_1 Und gleichzeitig habe ich auch gedacht, das Christentum ist immer so feindlich gegen das weibliche gewesen.
00:07:25: SPK_1 Warum bist du trotzdem zu dieser Entscheidung gekommen, Pfarrerin zu werden und dann auch dem Weiblichen eine so starke Rolle zu geben in der Martha Gemeinde?
00:07:34: SPK_1 Die ist ja bis heute eine Anlaufstelle, nicht nur für Frauen, Jugendliche, Männer, sondern auch für alles andere, was integriert werden möchte.
00:07:45: SPK_2 Also zunächst mal bin ich im Pietismus und Severin eher mit einer klassischen oder mit einer auch sehr eher autoritären Frömmigkeit konfrontiert gewesen.
00:08:04: SPK_2 Das wurde mir dann aber bald zu eng und dann habe ich angefangen, zu studieren, weil diese Themen mich sehr interessiert haben und umgetrieben.
00:08:15: SPK_2 Ich hatte auch einen tollen Religionslehrer, der mich dazu ermutigt hat.
00:08:22: SPK_2 Und ich habe dann einfach im Laufe meines Studiums und der weiteren Ausbildung gemerkt, dass, also dass es heute darum geht, sowohl die kränkenden, verletzenden Traditionen im Christentum zu benennen und dann aber auch zu überwinden und zugleich aber auch die Traditionen, die es ja auch gibt, die emanzipatorisch sind und die heilend sind, die teilweise auch auszubuddeln, weil die teils ganz schön ja vergessen wurden.
00:09:12: SPK_2 Also so diese beiden Stränge, , das Kränkende zu benennen und ernst zu nehmen und wirklich auch die Verletzungen zuzulassen, die da geschehen sind und gleichzeitig das Heilsame zu stärken.
00:09:33: SPK_2 Und ja, da waren dann einige Persönlichkeiten für mich sehr wichtig.
00:09:42: SPK_2 Stellvertretend sei Dorothee Sölle genannt.
00:09:47: SPK_2 Also Dorothee Sölle, eben eine Frau, die auch, also Mystik und Widerstand, das war wahrscheinlich ihr wichtigstes Buch, wo ich schon, wo ich immer wieder drin lese, also Mystik ist also sowohl die sehr innige Beziehung zum Göttlichen, das Staunen, das sich überraschen lassen, die Ehrfurcht und dann aber gleichzeitig auch eine klare politische Analyse und zu schauen, wo Widerstand geboten ist.
00:10:24: SPK_2 Also das war für mich vielleicht die wichtigste Impulsgeberin, Dorothee Sölle.
00:10:33: SPK_2 Ja, und dann hatte ich das unglaubliche Glück, dass , dass es in Berlin diese märtyrer Gemeinde gibt, die eben bekannt war als feministische Gemeinde, die feministische Theologie praktiziert hat, die gleichzeitig eine offene Jugendarbeit hat, eine offene interreligiöse Jugendarbeit und sich dadurch wirklich auch den Problemen und Herausforderungen des Kiezes stellt.
00:11:02: SPK_2 Und als ich da 1989 anfing, also wirklich kurz vor der Maueröffnung, da waren eben so Themen wie Jugendbanden und Jugendgewalt, die waren da vielleicht noch ein bisschen stärker, wie das heute ist.
00:11:23: SPK_2 Und dann zu versuchen, auch diese Jugendlichen vom Rand in die Mitte zu holen und zuschauen, ja, was, was da heilen kann in der Gemeinschaft.
00:11:39: SPK_2 Naja, und bei dieser Gemeinde, da bin ich gelandet und das war dann und da blieb ich.
00:11:45: SPK_2 Ich kam, sah und blieb.
00:11:47: SPK_1 Und du hast die Martha Gemeinde auch ziemlich stark mitgeprägt durch deine.
00:11:52: SPK_2 Ja, also ich habe sehr viel Gutes vorgefunden und ich habe dann natürlich gerne das weiterentwickelt und bin dann wirklich vier und dreiig Jahre da geblieben bis zu meinem Ruhestand.
00:12:09: SPK_1 Du hast eben schon, klang jedenfalls ein bisschen so durch, es gibt diese im Christentum diese Traditionen, die schwierig sind und die Traditionen, die auch heilsam sind.
00:12:21: SPK_1 Und ich habe dann einen Bericht von dir gelesen von einer Pilgerschaft, die du gemacht hast, wo du unter anderem auch Marienbilder besucht hast und davon Fotos zeigst und dazu geschrieben hast.
00:12:34: SPK_1 Ja, das ist schön das berührt mich, aber da fehlt noch einiges.
00:12:38: SPK_1 Z.B.die wilde Maria, die sich nicht auf den Sockel stellen lässt, die mitten in der Natur ist, sich einsetzt.
00:12:45: SPK_1 Ich habe da noch weiter gedacht.
00:12:47: SPK_1 Ja, die erotische Maria, das war auch nicht so ausgedrückt bei dir, aber die Bilder sahen dann auch schon fast so aus.
00:12:55: SPK_1 Ja, das Christentum war für mich immer so kritisch, weil es so viel ausgegrenzt hat von dem, was uns Frauen ausmacht.
00:13:01: SPK_1 Diese wilde Seite, diese aufmüpfige Seite.
00:13:04: SPK_1 Wir mussten gehorchen, wir mussten niederknien, das tun, was die Männer gesagt haben, also eben die Priester.
00:13:11: SPK_1 Was ist für dich eine weibliche Theologie?
00:13:14: SPK_2 Das ist ein großes Thema.
00:13:17: SPK_2 Aber wenn ich jetzt mal vielleicht so zwei Spuren aufnehme, .
00:13:23: SPK_2 Also das eine ist, ich habe vor dieser Pilgerreise, habe ich meine andere gemacht.
00:13:31: SPK_2 Da war ich in Indien und da habe ich Ordensgemeinschaften und Ashrams besucht.
00:13:40: SPK_2 Und war da z.B.auch in dem Ashram von Amma.
00:13:48: SPK_2 Hab da, also jeder Tag beginnt da mit der Anrufung der tausend Namen der göttlichen Mutter.
00:13:57: SPK_2 Und das war natürlich für mich, als eine, die vom Protestantismus kommt und die so ganz mühsam versucht, den ein oder anderen weiblichen Gottesnamen auszubuddeln, war das etwas sehr, sehr Besonderes.
00:14:15: SPK_2 Ÿousand, also das sind wirklich namens so voller Schönheit, du Königin des Universums, du Quelle der Weisheit und so weiter.
00:14:25: SPK_2 Also wunderschön.
00:14:26: SPK_2 Es ist wirklich ein Baden in Weiblichkeit.
00:14:33: SPK_2 Das war Indienreise.
00:14:35: SPK_2 Und gleichzeitig hat mich auch Marienfrömmigkeit, das hast du gerade angesprochen, immer wieder beschäftigt.
00:14:44: SPK_2 Ich bin Kind einer katholisch protestantischen Ehe.
00:14:51: SPK_2 Meine Oma, die den Katholizismus noch am meisten in den Knochen hatte, die kannte eher die kränkende Weise der Marienverehrung.
00:15:09: SPK_2 Also Maria wird auf den Sockel gestellt, wir sind ihr gegenüber ganz schlecht und ganz unrein.
00:15:18: SPK_2 Also das hatte nichts emanzipatorisches, nichts davon, die Stärke von Frauen zu fördern.
00:15:28: SPK_2 Und dann habe ich aber in manchen Ordensgemeinschaften und eben auch in der Theologie eine andere Marienfrömmigkeit kennengelernt.
00:15:38: SPK_2 Da gibt es z.B. das Magnifikat, also Gott erhebt die erniedrigten und stößt die Gewalttätigen vom Thron und sättigt die Hungrigen und lässt die Reichen leer ausgehen.
00:15:58: SPK_2 Also eigentlich ein Revolutionslied.
00:16:00: SPK_1 Da läuft mir richtig ein Schauer über den Körper, wenn ich das höre.
00:16:04: SPK_1 Eine große Hoffnung.
00:16:05: SPK_2 Ja, genau.
00:16:06: SPK_2 Und ja, ich habe dann unterschiedliche Spuren von Marienfrömmigkeit sozusagen aufgegriffen.
00:16:18: SPK_2 Und eine, die für mich weiterhin sehr, sehr, sehr berührend und ansprechend ist, das ist Gertrud von Le Fort.
00:16:33: SPK_2 Die hat z.B. während des zweiten Weltkriegs ein Marien und Friedensgebet geschrieben.
00:16:42: SPK_2 Und das wendet sich sowohl an Maria, die Schmerzensmutter, also Maria, du schmerzensreichste aller Kreaturen, nimm in den Arm die verlorene Welt.
00:16:56: SPK_2 Also sehr, sehr einfach, ganz, ganz mitfühlend.
00:17:01: SPK_2 Also Maria, die wirklich an den Orten ist, wo niemand sein möchte, bei den Vergewaltigten, bei den Gefolterten und gleichzeitig Maria, die Friedenskönigin, die eben, ja, wie soll man sagen, die vielleicht doch mit uns gemeinsam die Kraft besitzt, dass der Friede auch versteht.
00:17:25: SPK_2 Bitte um die Auferstehung unseres Friedens.
00:17:29: SPK_2 Also das ist ein Mariengebet, wo eben politisches und spirituelles sehr zusammengeht.
00:17:41: SPK_1 Ist echt sehr berührend.
00:17:43: SPK_1 Sagst du noch mal den Namen bitte?
00:17:45: SPK_2 Von der Gertrud, Gertrud von Lefort, eine religiöse Poetin.
00:17:52: SPK_2 Und die hat dieses undzwanzig Marien und Friedensgebet während des zweiten Weltkriegs geschrieben, schön sozusagen mittendrin im Grauen.
00:18:03: SPK_2 Und dann vielleicht noch eine dritte Spur.
00:18:08: SPK_2 Ich habe irgendwann mal im Laufe meines Lebens habe ich eine Ausbildung gemacht in transpersonaler Psychotherapie bei Dr.Margret Rüffler .
00:18:22: SPK_2 Und da war ich die einzige Pfarrerin, die einzige Theologin.
00:18:28: SPK_2 Und da wurde sozusagen alles Unterdrückende im Christentum sehr stark fokussiert und eben alles, was da verdrängt wurde.
00:18:42: SPK_2 Und das war für mich auch eine eine wichtige, eine sehr wichtige Phase.
00:18:51: SPK_2 Genau, also immer wieder so das Thema wahrnehmen, was drängt und das verabschieden und überwinden und finden, was heilt und heilsam ist.
00:19:08: SPK_2 Eben heilsam ist die Integration, die Versöhnung der unterschiedlichen Bedürfnisse und Lebensbereiche.
00:19:21: SPK_2 Übrigens, um wieder den Bogen zu Martha zu schlagen, die Martha Gemeinde, die Namenspatronin ist Martha und Marta kommt in der Bibel vor als als gastfreundliche Hausherrin.
00:19:37: SPK_2 Sie kommt vor als eine, die die mit Jesus über Auferstehung diskutiert.
00:19:45: SPK_2 Und sie kommt aber auch vor, nicht in der Bibel, aber es gibt eine Legende aus Südfrankreich, da war ein Dorf oder eine Kleinstadt unter der Herrschaft eines bösen Drachens und irgendwie haben die Oberen sich darum nicht so sehr gekümmert, weil es war eine unbedeutende Stadt und Marta, Maria und Lazarus, die kamen dahin im Laufe ihres Lebensweges.
00:20:16: SPK_2 Und dann wird erzählt, dass Martha den Drachen nicht getötet hat, weil wenn man Drachen tötet, dann wachsen viele neue Köpfe, sondern sie hat ihn gebändigt mit ihrem Gürtel und mit und mit Ÿousand Weihwasser und mit dem Kreuz.
00:20:41: SPK_2 Und ich finde es eine ganz tolle Legende, weil das sozusagen Eva und die Schlange, wir kennen ja die Geschichte, also da, wo dann sozusagen diese diese Feindschaft erzählerisch begründet ist und da der Drache eine Weiterentwicklung Ÿousand der Schlange ist, oder halt auch ein schlangenmässiges Tier, kann man durchaus sagen, dass mit dieser Legende ein Weg der Versöhnung oder der Integration beschritten wird.
00:21:19: SPK_2 Weil der drache Martha macht den Drachen sich dienstbar.
00:21:26: SPK_2 Also er wird nicht bekämpft, sondern er wird gezähmt und dienstbar gemacht.
00:21:31: SPK_2 Und das finde ich auch eine sehr schöne, also eine sehr schöne Geschichte unserer Namenspatronin.
00:21:39: SPK_1 Schön.
00:21:40: SPK_1 Vor allem, wenn ich bei zähmen nicht an unterdrücken denke, sondern zähmen, wie der kleine Prinz das gesagt hat.
00:21:47: SPK_1 Wenn man sich etwas vertraut macht.
00:21:49: SPK_2 Genau in dieser Weise.
00:21:51: SPK_1 Die ganzen Eigenschaften, die du jetzt so nennst, sind ja eigentlich menschliche Eigenschaften.
00:21:56: SPK_1 Zutiefst menschliche Eigenschaften, die oft weibliche Qualitäten genannt werden.
00:22:02: SPK_1 Also Integration, Mitgefühl.
00:22:05: SPK_1 Ich möchte eigentlich auf die Frage warum wurde das weibliche von der Kirche, aber auch von anderen Religionen, also z.B.
00:22:13: SPK_1 islam und Judentum, so stark bekämpft und ausgegrenzt?
00:22:17: SPK_1 Warum war das weibliche nicht willkommen?
00:22:19: SPK_2 Ich denke, das ist ein Thema für mehrere Workshops.
00:22:24: SPK_2 Also ich denke, wenn ich da jetzt zum Judentum, zum Islam, zum Christentum ein paar Sätze sage, dann ist es in der Verkürzung sicherlich falsch.
00:22:40: SPK_2 Vielleicht eine Spur könnte die sein, dass Religion meistens ein Spiegel der Gesellschaft war und der politischen Verhältnisse.
00:22:51: SPK_2 Und wenn eine Gesellschaft militaristisch ist, wenn sie hierarchisch ist, dann könnte Religion ein Gegengewicht sein und zu anderen Erfahrungen verlocken.
00:23:10: SPK_2 Und immer wieder tut sie das auch, aber oft eben auch nicht.
00:23:17: SPK_2 Also oft sind dann die Menschen wirklich auch über Generationen hin so sehr in diesen Mustern drin, dass es, dass dann die Religion eher in vorhandene Weltbilder integriert wird, als dass sie hilft, sich daraus zu emanzipieren.
00:23:40: SPK_2 Aber eigentlich könnte es so sein, weil, also Thema du sollst dir kein Bildnis machen.
00:23:48: SPK_2 Ich finde, eine ganz wunderbare Geschichte ist im Buch Exodus, Auszug im ersten Testament, das, was wir mit den Jüdinnen und Juden gemeinsam haben.
00:24:01: SPK_2 Und da wird eben erzählt, wie das Volk Israel von Ägypten unterdrückt wird.
00:24:07: SPK_2 Und Mose wird berufen, das Volk aus Ägypten zu führen.
00:24:13: SPK_2 Und dann heißt zieh deine Schuhe von deinen Füßen.
00:24:18: SPK_2 Der Ort, auf dem du stehst, ist heiliger Boden.
00:24:22: SPK_2 Und dann fragt Mose, wer bist du denn?
00:24:26: SPK_2 Also wenn ich da zum Pharao komme, was soll ich sagen?
00:24:30: SPK_2 Und dann steht da etwas, was ich ganz kostbar finde, was man nur umschreiben kann.
00:24:38: SPK_2 Ich bin, der ich bin.
00:24:40: SPK_2 Ich werde sein, die ich sein werde.
00:24:44: SPK_2 Ich bin da.
00:24:46: SPK_2 Also das heißt, das Göttliche offenbart sich auf dem Weg der Befreiung.
00:24:54: SPK_2 Und anwesend ist eine Präsenz, die mitgeht und die uns leitet auf dem Weg aus den tausendfachen Verstrickungen rauszugehen.
00:25:10: SPK_2 Also solche Traditionen gibt es, gibt es im Judentum, gibt es im Christentum, haben wir gemeinsam.
00:25:17: SPK_2 Und manche Menschen, wie die Bischöfin Budde oder wie Dorothee Sölle, nehmen das auf.
00:25:24: SPK_2 Und viele, viele richten sich in bestehenden Gottesbildern ein.
00:25:31: SPK_2 Und die sind halt allzu oft patriarchal, militaristisch, autoritär, hierarchisch, alles woran, ja, oder auch gegenüber der Natur ausbeutend und zerstörend, wo wir eigentlich ganz dringend jetzt auch eine ökologische Spiritualität brauchen.
00:25:57: SPK_2 Unsere Welt braucht die.
00:25:58: SPK_2 Und da seid ihr ja in Tamera sehr, sehr gut, ja, auf dem Weg.
00:26:07: SPK_2 Und wir, wir brauchen sozusagen eine, also Gottes Bilder oder Erfahrungen des Göttlichen, die uns helfen, wirklich die Themen Vernetzung mit der Natur, mit anderen Menschen, mit anderen Völkern, Vernetzung, Verbindung, Ehrfurcht, Demut, die uns helfen, das einzuüben, um einfach mit unserer Erde gemeinsam und nicht gegen sie zu überleben.
00:26:50: SPK_1 Das stimmt.
00:26:52: SPK_1 Ich möchte trotzdem noch mal auf diesen Punkt zurück.
00:26:55: SPK_1 Paulus, der Apostel Paulus hat gesagt, irgendwann, Frauen dürfen nicht mehr predigen.
00:27:02: SPK_1 Warum wurde gerade das weibliche, wurde alles das, was du gerade gesagt hast, was den Frauen zugeschrieben wurde, das Freiheitliche, ausgegrenzt?
00:27:11: SPK_1 Hatte man Angst, dass die Frauen diesen nicht autoritären, nicht hierarchischen Ansatz in die Religion bringen würden?
00:27:20: SPK_2 Also sagen wir mal so, auch das ist ein großes Thema.
00:27:24: SPK_2 Aber ich glaube, so viel kann schon gesagt werden, dass in der Jesusbewegung Frauen und Männer gleichberechtigter waren als dann später, als sich sozusagen dann mit Paulus dann einfach feste Strukturen ausgebildet haben.
00:27:50: SPK_2 , so dieser emanzipatorische Impuls, der war bei Jesus noch ganz stark und dann wurde er immer weniger und dann ist er aber immer wieder aufgetaucht, Gott sei Dank.
00:28:03: SPK_2 Also dann gibt es die Hildegard von Bingen und ja, also.
00:28:10: SPK_2 Und eben die Martha Traditionen und so weiter.
00:28:14: SPK_1 Das könnte man auch so nennen an der Stelle, oder?
00:28:16: SPK_2 Unbedingt.
00:28:17: SPK_1 Und die Beginen, ja, also man könnte da einige wichtige Frauen in der ganzen Christengeschichte nennen, die sich immer wieder Freiheit genommen haben.
00:28:28: SPK_1 Ich denke da z.B. auch an Mechthild von Magdeburg.
00:28:31: SPK_1 Herr, minne mich, minne mich lange.
00:28:34: SPK_1 Die hat ja regelrechtes Liebesverhältnis zu Jesus gehabt.
00:28:37: SPK_1 Und das war wahrscheinlich dann auch für die normalen männlichen Priester schwierig zu nehmen, dass sie so schamlos ihre Liebe ausgedrückt hat, oder?
00:28:47: SPK_1 Stelle ich mir jedenfalls so vor.
00:28:50: SPK_2 Ich habe mich mit Mechthild von Magdeburg zu wenig beschäftigt, um da jetzt etwas Sinnvolles sagen zu können.
00:28:58: SPK_2 Wenn ich so eine Jesus Liebeslyrik lese, dann denke ich natürlich auch, das kann auch jede Menge Sublimation sein, ja.
00:29:10: SPK_2 Es wird nicht mit Menschen ausgelebt, sondern eben in der Fantasie mit Jesus.
00:29:16: SPK_2 Aber wie gesagt, ich habe mich mit Mechthild von Magdeburg zu wenig beschäftigt.
00:29:21: SPK_2 Ich weiß nur eben z.B. Hildegard von Bingen, die eben auch so ganz wunderbare Gottesbilder hat.
00:29:30: SPK_2 Oh, Kraft der Weisheit, umkreisen das All, umfängst du alles Leben, hältst es in deinem Arm.
00:29:40: SPK_2 Also das finde ich etwas sehr, sehr Wunderbares.
00:29:46: SPK_2 Und die hat ja auch sehr, sehr viel integriert.
00:29:49: SPK_2 Also sie war eine selbstbewusste Äbtissin, sie hat kritische Briefe an den Papst geschrieben, sie war Medizinerin, sie war Naturheilkundlerin .
00:30:06: SPK_2 Sie wusste, das habe ich auf dieser Pilgerschaft auf dem Hildegard von Bingenweg, das war z.B.
00:30:15: SPK_2 auch dermaßen beeindruckend.
00:30:18: SPK_2 Sie konnte sagen, welche Fische bei welcher Krankheit heilen würden.
00:30:25: SPK_2 Da wurde es mir total wehmütig zumute.
00:30:30: SPK_2 Erstens mal weiß ich gar nicht, ob es die Fische überhaupt noch gibt, oder ob alle schon irgendwie zu Gunsten von so ein paar Hauptfischen, die man gut verkaufen kann, ausgerottet wurden.
00:30:49: SPK_2 Und dass es damals wohl so war, dass ein jedes Kind, wenn es eben Fische gekauft hat, , konnte es vielleicht bei 20 unterschiedlichen Fischen sagen, wie die heißen.
00:31:04: SPK_2 Und Hildegard von Bingen, die konnte eben auch sagen, was bei welcher Krankheit heilsam wirkt.
00:31:12: SPK_2 Also von daher eine wunderbare Frau.
00:31:16: SPK_1 Ja, schön.
00:31:17: SPK_1 Ihr habt die Martha Gemeinde, also weil du jetzt öfters das Wort integrierend gesagt hast.
00:31:22: SPK_1 Die Martha Gemeinde ist ja ein sehr integrierender Ort, das hatten wir ja schon gesagt.
00:31:27: SPK_1 Das sind verschiedene Religionen willkommen.
00:31:30: SPK_1 Also es gibt dort interreligiöse Veranstaltungen und auch politisch findet man dort eine Heimat, wenn man nicht immer einverstanden ist mit dem System, wie es läuft.
00:31:40: SPK_1 Ihr habt z.B. für die große Friedensdemonstration im letzten Jahr ein politisches Gebet gesprochen.
00:31:46: SPK_1 Und ja, ich wollte noch mal sagen, ich finde es sehr wichtig, dass es solche Orte gibt, mitten in der Stadt, solche Oasen oder sogar kleine Utopien.
00:31:55: SPK_1 Das strahlt weit hinaus, glaube ich.
00:31:58: SPK_2 Auf jeden Fall.
00:31:59: SPK_2 Das ist auf jeden Fall wichtig.
00:32:01: SPK_2 Also wir haben so einen E Mail Verteiler, das sind vielleicht 60 Leute drauf.
00:32:07: SPK_2 Und da kommen dann oft E Mails von liebe Leute, ich gehe in drei Tagen auf die und die Demo.
00:32:15: SPK_2 Wer geht mit?
00:32:16: SPK_2 So, und also Ÿousand wirklich ein kleiner Höhepunkt war, dass wir bei der Demonstration am 3. Okt.
00:32:25: SPK_2 Ein politisches Morgengebet gemacht haben und anschließend ein Mitbringfrühstück, weil zumindest meine Überzeugung und die einiger, die da teilgenommen haben, ist, dass zusammen mit den Themen Klima, mit den Themen Migration einfach das Thema Frieden sehr, sehr wichtig ist.
00:32:52: SPK_2 Also dass wir wegkommen von einer Friedensvorstellung die über Aufrüstung geht und über Eskalation und Gegnerschaft zu einer Friedensvorstellung, die mit Gerechtigkeit Hand in Hand geht.
00:33:11: SPK_2 Willy Brandt sagte , die Sicherheit des Gegners, ist Teil unserer eigenen Sicherheit.
00:33:18: SPK_2 Also einfach ein Frieden, der auf Miteinander basiert und nicht sich hochgerüstet entgegenzustehen.
00:33:29: SPK_2 Und da finde ich, da haben wir als Kirche eigentlich auch eine ganz wunderbare Botschaft.
00:33:37: SPK_2 Also wir haben die wunderbare Vision des Propheten Jesaja und alle werden wohnen unter ihrem Feigenbaum und Weinstock und niemand wird sie aufschrecken und sie werden den Krieg nicht mehr lernen.
00:33:58: SPK_2 Das finde ich etwas ganz wunderbares.
00:34:02: SPK_2 Also eine weitere wichtige Theologin für mich war auch Antje Vollmer Ÿousand, also Gründungsmitglied der Grünen.
00:34:11: SPK_2 Und die hat kurz vor ihrem Tod, das war 2023, Februar, hat sie in der berliner Zeitung ein Essay veröffentlicht, was ich noch zu sagen hätte, Bekenntnis einer Pazifistin.
00:34:31: SPK_2 Und das endet mit den Worten wenn wir ihn wirklich retten wollen, unseren wunderbaren, einzigartigen Planeten, dann müssen wir den Hass und den Krieg ganz gründlich verlernen.
00:34:48: SPK_2 Wir haben nur diese eine Zukunftsoption.
00:34:53: SPK_2 Also das ist für mich auch eine ganz wichtige, kraftvolle, weibliche Stimme, die eben auch ja die Kraft einer emanzipatorischen Theologie im Rücken hat.
00:35:10: SPK_1 Stark.
00:35:12: SPK_1 Ja, eigentlich war das schon ein richtig gutes Abschlusswort, aber ich möchte trotzdem noch einmal fragen, wir haben ja für den nächsten Zeitpunkt die wer oder was ist Gott für dich?
00:35:27: SPK_1 Kannst du das einmal auf den Punkt bringen in dir?
00:35:31: SPK_1 Wer oder was ist Gott für dich?
00:35:34: SPK_2 Also ich denke, ich kann viel anfangen damit.
00:35:39: SPK_2 Die Gottesoffenbarung am Dornbusch, wo eben eine Stimme ich bin, die ich bin.
00:35:50: SPK_2 Ich werde sein, die ich sein werde.
00:35:52: SPK_2 Ich bin da.
00:35:53: SPK_2 Also sozusagen Gott offenbart sich immer wieder neu auf dem Weg der Befreiung und der Heilung und geht mit und leitet uns hoffentlich auch, weil wir brauchen eine weise Leitung.
00:36:11: SPK_2 Weiß natürlich mit S und nicht mit SS.
00:36:18: SPK_1 Ich danke dir sehr und wünsche dir noch, dass du in deinem Ruhestand all die Sachen machen kannst, die du, ja, die vielleicht bis jetzt zu kurz gekommen sind, all die Pilgerschaften und Studiengänge, alles, was du noch machen möchtest.
00:36:31: SPK_2 Vielen Dank für deine schönen Fragen, haben mich jetzt auch meinen etwas jämmerlichen Zustand ganz vergessen lassen.
00:36:42: SPK_1 Und gute Besserung dir.
00:36:44: SPK_2 Ja, danke.
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