Trauerfeuer

Shownotes

Zeitpunkt: https://zeitpunkt.ch

Terra Nova: https://terra-nova.earth

Trauerfeuer von Janna Schneewitta im Oktober: https://www.schneewitta.com/kopie-von-sommertrauerfeuer-2024

Mehr über Jannas Arbeit: https://www.schnnewitta.com

Hintergründe über das Trauerfeuer, das Ausbildungsinstitut Circlewise und über die Arbeit von Elke Loepthien-Gerwertund Aaron Gerwert

https://circlewise.org/angebote/trauer/

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: Christa Herzlich willkommen zu diesem neuen Terra Nova Podcast nach einer längeren Sommerpause. Heute geht es um das Thema gemeinschaftlich trauern.

00:00:27: Christa In einer aus Trauer geweinten Tränen verlassen Stresshormone und andere Gifte den Körper. Allein das ist ein schönes Bild dafür, dass und warum es sich lohnt, unserer Traurigkeit Raum zu geben. Egal ob aus Verlust eines geliebten Menschen, der Heimat oder aus Weltschmerz.

00:00:48: Christa Ich spreche heute mit Jana Schneewitter. Sie ist Trauermentorin, Künstlerin und Zweitausendein und soziale Aktivistin und leitet unter anderem Trauerfeuer. Trauerfeuer sind Rituale für gemeinschaftliches Trauern. Ich wollte von ihr wissen, was in so einem Ritual geschieht, warum wir das Trauern verlernt haben und ob sich auch außerhalb in der Welt etwas verändert, wenn wir uns diesem so persönlichen Gefühl wieder widmen. Ich wünsche euch gute Inspiration.

00:01:37: Christa Ich begrüße heute Jana Schneewitter. Du bist Trauermentorin, grief Mentor, habe ich auf deiner Webseite gelesen, Zweitausendein, das hat mich interessiert. Ich interessiere mich sehr dafür, selber mal an trauerfeuer mitzumachen und möchte gerne von dir, mit dir heute im Gespräch herausfinden, was das bedeutet, warum wir überhaupt etwas setzen müssen, um wieder trauern zu können, und was das für unsere seelische Gesundheit bedeutet.

00:02:14: Christa Ich kann mal sagen, ich selber habe das Gefühl, dass es sehr viele Dinge in meinem Leben gibt, die ich nicht beweint habe und die noch in mir rumoren. Und vielleicht geht das ja unserer ganzen Gesellschaft so oder sehr vielen Menschen in unserer Gesellschaft so.

00:02:28: Christa Und so projiziere ich so ein bisschen auf dich, ohne es bis jetzt noch selbst erlebt zu haben, dass du da einen Weg gefunden hast, diese Energie an die Oberfläche zu bringen.

00:02:40: Christa Du bist ja eigentlich Aktivistin, Künstlerin und bist dann zur Trauerarbeit gekommen. Wie kam das überhaupt? Wie war dein persönlicher Weg dahin?

00:02:51: Janna Ja, danke.

00:02:52: Janna Also danke auch für die Einladung, hier zu sprechen.

00:02:56: Janna Nach meinem persönlichen Weg kann ich eigentlich so richtig früh zurückgehen, wo ich nach der Schule mich gefragt habe, ob ich ins Völkerrecht will, Landwirtschaft oder Kunst.

00:03:08: Janna Habe dann erst Jura gemacht und dann bin ich in die Kunsttherapie gegangen.

00:03:11: Janna Und da habe ich eigentlich meine ersten Projekte in Nachkriegsregionen gemacht.

00:03:17: Janna Über die Zeit, sage ich mal, vermischt mit meinem persönlichen Leben und persönlichen Verlusten und großen Fragen nach Heimat, Liebesbeziehungen, bin ich irgendwann halt auch an einen Punkt gekommen, wo ich einfach so richtig was gesucht habe, was es nicht gab für mich damals.

00:03:37: Janna Und rückblickend war das so was wie ein Trauerritual.

00:03:41: Janna Also einfach, wo man gemeinschaftlich über all das trauert, was man auch in seinem Leben so an Verlusten hinter sich hat.

00:03:49: Janna Aber vor allen Dingen war es bei mir damals auch ganz stark verbunden mit dem Verlust von Hoffnung und Vision.

00:03:56: Janna Und das stand dann im unmittelbaren Zusammenhang mit einem Projekt in der Westbank, was geschlossen werden musste.

00:04:04: Janna Und zeitgleich hat die Bundesregierung so einen Freiwilligendienst eingestampft, wo ich Geflüchtete betreut hatte, die gerade so ganz gut ihren Weg gegangen sind.

00:04:18: Janna Und das kam so alles zusammen.

00:04:21: Janna Und da habe ich so richtig gemerkt, dass das ganz schön viel ist, so alleine diesen kollektiven, großen Themen auch von Ungerechtigkeit, Gewalt und Krieg zu begegnen.

00:04:34: Janna Und in der Zeit hatte ich einen Traum.

00:04:37: Janna Und diesen Traum bin ich sehr stark gefolgt und habe mich gefragt, wie ich den umsetzen kann.

00:04:44: Janna Und daraufhin habe ich dann Ausbildung gemacht und Lehrer gesucht und Recherchen gemacht.

00:04:49: Christa Und wie ging der Traum?

00:04:53: Janna Der Traum war von einem Feuer, wo Menschen drum weinen.

00:04:56: Janna Und es gibt eine andere, ein Kreis um die Menschen, die diese Menschen, die trauern, da sozusagen wie so halten.

00:05:04: Janna Also dass das so ganz gut abgedeckt ist alles.

00:05:08: Janna Ja, genau.

00:05:09: Janna Und das ist ja eigentlich sowieso das Grundbild von dem, was ich heute mache.

00:05:15: Janna Dazu gehört, na klar, irgendwie so wissen, warum man was macht und auch eine wahnsinnige Suche.

00:05:22: Janna Und Dieses Bild, sage ich mal, hat mich letztendlich auch zu vor allen Dingen den Lehrerinnen Francis Weller und Elke Leptin Gerward gebracht.

00:05:32: Janna Und das Ritual, was ich heute mache, ist auch das Trauerfeuer.

00:05:35: Janna Also das mache ich hauptsächlich, was 2017 von Elke in der Eifel manifestiert wurde.

00:05:42: Janna So genau, da habe ich so ganz viel Wissen einfach gelernt und dachte am Anfang eigentlich, dass ich das eher organisiere, Ansteuer zu machen.

00:05:54: Janna Und vielleicht noch so abschließend, warum ich auch so damals mit meinem Studium angefangen habe.

00:05:58: Janna Für mich ist da heute einfach etwas, was zusammenkommt, ist halt Kunst, Natur, Spiritualität, also eine sehr offene in Form von Ritualarbeit, wo halt einfach Trauer gehalten werden sein kann.

00:06:16: Christa Wo du eben gesagt hast, dieses Beispiel mit der Westbank und dass die Bundesregierung dein Projekt eingestampft hat.

00:06:21: Christa Nehmen wir das mal als Beispiel.

00:06:24: Christa Ich würde ja da eher mit Wut reagieren.

00:06:25: Christa Warum, woher weißt du, wann du etwas, wann etwas betrauert werden will und wann noch mal so eine gesunde Wut angebracht ist?

00:06:34: Christa Ja, auf Begehren.

00:06:35: Janna Ja, genau.

00:06:38: Janna Also das ist häufig eine Frage, die kommt, ob Wut auch willkommen ist in den Trauerritualen.

00:06:43: Janna Und vielleicht spreche ich hier auch noch mal so ein bisschen rein, wie ich gelernt habe und wie ich heute halt auch Trauer definiere.

00:06:51: Janna Und das ist erstmal die Antwort auf ein Verlust.

00:06:55: Janna Und das, diese Antwort kann sehr, sehr vielfältig aussehen.

00:06:58: Janna Also von Stille, Weinen, Liebeserklärungen, Wut, Taubheit.

00:07:06: Janna Also das zählt halt wie so ein ganzes Spektrum rein, wie wir auf Verlust erstmal reagieren.

00:07:12: Janna Und das definiere ich erstmal als Trauern, als ein Prozess.

00:07:18: Janna Und genau, ich habe selber wahnsinnig mit Wut reagiert und das war ein total die ersten Trauerfeuer auch, die ich selber mitgemacht habe.

00:07:29: Janna Total tolles Erlebnis für mich, dass das willkommen war und dass das irgendwie in eine Richtung bekommen hat.

00:07:37: Christa Weißt, dass es manchmal schwierig ist, Emotionen auszuhalten.

00:07:40: Christa Also wahrscheinlich auch ein Hauptgrund, weswegen wir sie so unterdrücken, ne, auch bei anderen.

00:07:46: Christa Was gibt dir die Kraft?

00:07:48: Christa Emotionalität, also so Emotionen so willkommen zu heißen.

00:07:53: Janna Dafür muss man glaube ich so dieses Ritual und das ganze Setting so ein bisschen mehr mit verstehen.

00:07:59: Janna Ich mache das ja zum ersten nicht alleine.

00:08:01: Janna Ich arbeite immer in einem sehr, sehr großen Team, also wirklich ein großen Team.

00:08:08: Janna Dann haben wir wahnsinnig viel Lieder z.B.

00:08:12: Janna auch die geschrieben worden sind, die wie so ein Teppich da sind und einen auch einfach wirklich mithalten, wenn so viel zerbricht oder scheinbar zerbrechend ruht.

00:08:23: Janna Und dann sind diese Rituale vor allen Dingen auch in der Natur und die Natur ist einfach so um uns rum mit den ganzen Elementen ein Wahnsinniger.

00:08:33: Janna Also die größte Ressource überhaupt, die ich habe an den Orten und die hilft total.

00:08:38: Janna Dieses Feuer in der Mitte z.B.

00:08:41: Janna oder mit dem Altar, wo Trauer reinfliessen kann oder wo die Trauer drauf gerichtet ist.

00:08:48: Janna Das ist ja in erster Linie nicht was, was an mich geht.

00:08:51: Janna Also ich heiße das willkommen, aber ich arbeite ja mit den Elementen.

00:08:56: Janna Und von daher muss ich an der Stelle einfach sagen, dass ich das nicht alleine mache.

00:09:01: Janna Da sind ganz viele Kräfte mit am Werk.

00:09:04: Janna Und ja, die Natur ist einfach eine der größten Ressourcen in dem ganzen Ritual.

00:09:10: Janna Wirklich für mich.

00:09:12: Christa Um das besser zu verstehen, wäre es glaube ich ganz schön, wenn du mal erzählst, wie das Ritual abläuft.

00:09:17: Janna Wir sprechen ja gerade immer sozusagen von gemeinschaftlichen Trauern und da gibt es verschiedene, sage ich mal, Rituale, die existieren.

00:09:27: Janna Und ich würde einfach wie so mal von dem Trauerfeuer erzählen und einfach da auch mitbenennen, dass es immer Variationsmöglichkeiten da drin gibt.

00:09:37: Janna So, so ganz grob kann man sich das vorstellen, wie einfach eine Menschen kommen zusammen, lernen sich erstmal kennen, dann bilden wir auch kleine Gruppen, dass man nicht so eine große Gruppe gleich immer als Referenzerfahrung hat.

00:09:54: Janna Man lernt ein paar Lieder, man lernt auch so Tools, was man machen kann, um präsent zu bleiben.

00:10:01: Janna Kommt an dem Platz an, sucht sich Baumfreunde, schaut einfach, was für Lebewesen da sind.

00:10:06: Janna Ja, in der Klingenmühle z.B.

00:10:08: Janna haben wir im Sommer immer ganz viel Schnecken und auch genauso beIN wegschnecken halt großen und dann haben wir da Wildbienen und Wasserfall und ja, also da ist erstmal so ganz viel auch kennenzulernen.

00:10:28: Janna Genau, nach einer Zeit gibt sozusagen auch immer so ein bisschen wie so ein Input, was heißt eigentlich trauern?

00:10:33: Janna Was passiert da eigentlich?

00:10:35: Janna Was ist so die kleinste Einheit, wenn wir mal reinschauen, wo fängt Trauer an?

00:10:41: Janna Was haben wir auch so für Mechanismen, das abzuwenden?

00:10:44: Janna Wo fällt uns leicht, wo nicht.

00:10:47: Janna Genau, und das ist sozusagen alles eigentlich wie so Vorbereitung ist so ganz langsam, Schritt für Schritt.

00:10:53: Janna Und dann zünden wir einfach ein Feuer in unserer Mitte, was der Hauptaltar ist sozusagen, also wo auch die zweitausendein Trauer und die Gebete reingesprochen, gesungen, was auch immer werden können.

00:11:10: Janna Und dieses Feuer hüten, also es macht so ganz basic mäßig.

00:11:14: Janna Das Feuer hüten wir einfach über einen bestimmten Zeitraum, meist von drei Tagen oder so, auch in der Nacht.

00:11:22: Janna Und dann ist eigentlich die ganze Zeit Trauer willkommen an diesem Feuer.

00:11:27: Janna Und innerhalb dessen gibt es immer wie so Übungen noch mal oder Zeiten, wo alle zusammenkommen und wo wir zusammen trauern, wo wirklich dann alle da sind.

00:11:36: Janna Und das heißt, man hat wie so eine große Gemeinschaft, die singt und davor sind halt Menschen, die die Trauernden, die nah am Feuer sind, begleiten auf eine bestimmte Art und Weise.

00:11:50: Janna Genau.

00:11:51: Janna Und dazwischen gibt es aber auch andere Trauerprozesse, also sehr, sehr vielschichtig und sehr komplex.

00:11:57: Janna Genau, und dann geht es halt einfach bis in die letzte Nacht hinein, wo wir das Feuer in den Tod begleiten, so das so dann diese Glut erlischt auch was so ein sehr zärtlicher, oft sehr anrührender oder ja einfach diesen Tod zu begegnen, ist ja irgendwie auch immer ein Stück weit so einer Unendlichkeit zu begegnen.

00:12:18: Janna Also und es ist wie so ein Üben, dem, was wir im Leben nur so klein erfahren, weil wir ja noch am Leben sind, dem beizuwohnen, das zu bezeugen, uns darum zu sorgen und zu kümmern und das auch zu ehren, dass dieses Feuer und da war mit den ganzen, was da drin war, das sind ja auch Bäume, die gewachsen sind und Geschichten von den Bäumen und vielleicht Tieren und Menschen, die da drauf gewohnt.

00:12:44: Janna Also es ist ja ein ganzer Kosmos, sage ich mal, der da auch bewegt wird und verstoffwechselt wird, sage ich mal, geht es am Morgen halt wie so eine Integrationszeit mit so Fragen und auch ein Abschluss da drin, bevor es uns aufräumen gibt, bevor man ins Auto steigt, so ganz grob gesagt.

00:13:06: Christa Was verändert das in einem Menschen, der der hauert, der richtig trauert?

00:13:14: Janna Da kann ich sozusagen, will ich einfach erstmal sagen, dass ich nicht für generell für Menschen sprechen kann, aber für viele, die bei mir in den Ritualen waren, für mich selber, für Freunde und was ich so beobachtet und gehört habe, dass einfach zum er zum einen einfach dieser dieser Container, wo man willkommen ist, wirklich mit seiner Trauer oft das allein schon Trauer hervorruft, dass man mal sicher genug ist, um trauern zu können.

00:13:46: Janna In meiner Erfahrung, sage ich mal, ist es was, was man, wo man die innere Landkarte des Wassers zweitausendeinundzwanzig einfach kennenlernt und sich einfach so besser versteht und navigieren kann an bestimmten Stellen und nach einer Zeit sogar sagen kann okay, jetzt mache ich die Tür noch mal auf oder die nicht.

00:14:06: Janna Ich habe von meinem Körper wie so eine Flusslandschaft vor mir von Trauerwegen, Trauer sehen, Bächen und so weiter.

00:14:15: Janna Das so habe ich so visualisiert und es gibt immer wieder was Neues zu kennenzulernen.

00:14:21: Janna Und für mich ist dieses gemeinschaftliche Trauern oder meistens wie so ein Wandlung einfach von Schmerz und Leid in Lebensenergie und Kraft und Mut.

00:14:33: Janna Ja, dass ich häufig einfach wie so Lebenskraft damit wieder finde, wo irgendwas verloren gegangen ist, auch wenn es sich nicht so angenehm anfühlt, oft dieses Ah, jetzt muss ich trauern und soll ich die Welle reiten oder nicht?

00:14:48: Janna Aber danach ist wie so ein oft sehr weiches Zurückkommen.

00:14:52: Janna Oder ich glaube, Elke beschreibt das auch in einem Booklet von ihr, dass so eigentlich das wie so eine Suche ist, so ein tiefer Seelengang, wo man dann mit so einem Geschenk vielleicht zurückkommt.

00:15:03: Janna Oder Frances Weller sagt, dass diese Trauer, dass man mit so einer Medizin zurückkommt, eigentlich mit was neuem, mit der neuen Lebenskraft, wo man dann wieder in die Welt gehen kann.

00:15:14: Janna Und das habe ich schon von vielen, vielen Menschen einfach gehört, dem Leben einfach sehr dienlich ist.

00:15:24: Christa Es gibt ja Menschen, denen sind die Tränen ganz nah, die weinen viel und gibt es Menschen, also ich selber weine fast nie.

00:15:32: Christa Warum trauern wir so wenig?

00:15:33: Christa Also warum haben wir das Trauern verlernt in unserer?

00:15:37: Janna Ich sag da noch eine Sache zu der kurz bevor du gesagt hast, vielleicht noch mal das reinholen.

00:15:43: Janna Das Trauern heißt nicht weinen.

00:15:46: Janna Es gibt einfach ganz, ganz viele Menschen, die auch nicht gleich mit Tränen weinen, sondern die anders trauern.

00:15:52: Janna Und das ist, wie ich einfach sozusagen noch mal einladen.

00:15:56: Janna Diese Rituale sind wie so Übungsfälle, auch sich kennenzulernen, einfach damit.

00:16:00: Janna Und es gibt manchmal Trauer mit Tränen und auch ohne Tränen.

00:16:03: Janna Und es ist sozusagen sehr, sehr vielschichtig das Ganze.

00:16:09: Janna Wollte das einfach nur sagen, um so eine Wertung rauszunehmen.

00:16:11: Janna Was ist Trauer und was ist nicht.

00:16:14: Janna Genau.

00:16:15: Janna Und jetzt kannst du einmal noch mal.

00:16:16: Christa Die Frage wiederholen, ja, warum haben wir verlernt zu trauern?

00:16:21: Janna Also da kann ich dir keine historisch wissenschaftlich unterlegte Antwort geben, aber meine Annahme sagen und ich glaube, oder ich meine zumindest auch dazu Dinge gehört zu haben, dass so Ÿousand nicht nur ich so denke.

00:16:37: Janna Also ich glaube z.B.

00:16:39: Janna in Deutschland ist es einfach auch ein Thema, dass wir nach dem zweiten Weltkrieg, nach den Kriegen mit einem unheimlichen Verlust zu tun hatten, der so fast nicht zu bewältigen war.

00:16:51: Janna Also wo glaube ich, diese Öffnung dem gegenüber, was da passiert ist, so groß war, dass eigentlich wie sowas reingekommen ist, das nicht zu machen.

00:17:01: Janna Und es gab ja in der Zeit zweitausendein viele, viele auch Annahmen, dass man sich von Verstorbenen z.B.

00:17:07: Janna wie so wegkattet, also dass man die die Strenge und Beziehungsgeflechte da durchschneidet, also sehr stark eigentlich ein Verbindungsabbruch macht, wo man heute ja eher in der Verbindung bleibend mit denen, die gegangen sind, agiert und das in das eigene System und Leben mit ein integriert sozusagen.

00:17:31: Janna Und ich glaube, das könnte wie so ein Pfeiler sein, wo man nachgucken könnte, warum haben wir aufgehört zu trauern?

00:17:39: Janna Also einfach, dass dieser Verlust so groß war und dass wir vielleicht jetzt erst wieder anfangen könnten.

00:17:45: Janna Das ist aber nur eine Annahme.

00:17:47: Janna Eine andere Annahme von mir ist das in dem Moment, wo wir geübt sind zu trauern und mit Verlust umzugehen, werden wir auch mutiger.

00:17:58: Janna Ich weiß nicht, wie gut du das kennst von dir.

00:18:01: Janna Also ich kenne es auf jeden Fall von mir total gut, dass manchmal einfach ein Schritt, also ich weiß, Dinge tun mir nicht gut und ich bleibe trotzdem da drin, weil halt dieser Schritt raus aus dem mit so viel Verlust einhergeht, dass ich nicht weiß, wo ich den hin tun soll.

00:18:19: Janna Und das heißt eigentlich, wieso Systeme können mich wieso ja besser besitzen oder manipulieren oder keine Ahnung.

00:18:26: Janna Zweitausendein, ich weiß nicht genau, wie ich das besser jetzt gerade nennen kann, aber in dem Moment sozusagen, wo ich so richtig weiß, okay, wenn dieser Verlust kommt, dann weiß ich, ich bin damit willkommen und ich kann damit irgendwo hingehen.

00:18:40: Janna Da wird man einfach auch in gewisser Maßen ganz schön mutig an einer Stelle.

00:18:44: Janna Also mutig sozusagen diese Lebenskraft zu nehmen oder diese Vision zu nehmen und für das zu gehen, was so, wo man so sehr eine Sehnsucht im Herzen nach hat.

00:18:55: Janna Und ich kann mir vorstellen, dass das auch wie sowas ist, was gar nicht, vielleicht gesellschaftlich gar nicht so einfach zu händeln ist.

00:19:03: Janna Sehr viele sehr mutige, dem Herzen folgende, verbundene Menschen, wo man jetzt geschichtlich gucken kann, jetzt nicht nur aufs Trauer bezogen, sondern warum, sind so Rituale, die uns eigentlich immer wieder ermutigen ins Leben zu gehen und unsere Gaben zu finden und die auch nach draußen zu tragen.

00:19:21: Janna Warum sind die so wenig da?

00:19:24: Janna Das sind nur meine Gedanken.

00:19:25: Janna Das ist, ich weiß gar nicht, das kann man nicht wissenschaftlich oder irgendwie so unterlegen, aber es ist einfach das, was dem ich so stark begegnet bin, als ich die Sehnsucht hatte und gemerkt habe, krass, ich kann gar nicht in Corona Dualarbeit richtig zurückgreifen.

00:19:40: Janna Ich weiß gar nicht, wie das funktioniert.

00:19:42: Janna Ich muss das erstmal lernen.

00:19:44: Janna Also wie so eine Weise einer Kultur habe ich mich empfunden.

00:19:46: Janna Und das ist so der Impuls, warum ich auch mich eher als Kulturstiftende verstehe, als Dienstleistende, weil ich mir wünsche einfach, dass das was ist, was entsteht, wo vielleicht unsere Kinder wieder reingeboren werden können, so wo es normaler wird.

00:20:03: Christa Es geht ja ums gemeinschaftliche Trauern.

00:20:06: Christa Also es gibt so eine Dynamik, wo ich merke, wenn andere da sind, verstärkt das ein Gefühl.

00:20:11: Christa Und gleichzeitig gibt es ja auch eine Entfremdung, die wir miteinander kennen, also wo wir uns kaum authentisch begegnen können emotional.

00:20:21: Christa Also schnelle Verstellung, die man hat.

00:20:25: Christa Wir haben da ja was verloren in unserer Gesellschaft, was in Naturvölkern wahrscheinlich noch vorhanden war, dieses Gemeinschaftliche.

00:20:33: Christa Und entsteht durch das Trauerfeuer ein Stück Gemeinschaft?

00:20:39: Janna Also ich bin ganz vorsichtig damit, also dieses Wort Gemeinschaft so stark zu benutzen.

00:20:46: Janna Deswegen bin ich so ausgewichen auf gemeinschaftlich.

00:20:50: Janna Und viele benennen ist auf jeden Fall so, dass sie das Gefühl haben, aufgehoben zu sein, Gemeinschaft zu sein, zugehörig zu sein.

00:21:01: Janna Das beschreiben mehrere Menschen.

00:21:04: Christa Also würde das auch Sinn machen, einzeln zu trauern?

00:21:08: Janna Vielleicht gehe ich da noch mal doch noch mal dann drauf ein, also auf dieses gemeinschaftliche und Gemeinschaft, was ich einfach in der Ritualarbeit, das sind ja Dinge, einfach um das Ritual auch noch mal zu bestehen verstehen, das sind Weichen, die gestellt werden.

00:21:23: Janna Es ist nicht so, dass in dem ganzen Ritual dann alles stattfindet, sondern es sind einfach Weichen, die gestellt werden und davor und danach fließt das Leben einfach weiter.

00:21:31: Janna Also so wie die Menschen kommen und haben.

00:21:35: Janna Das Gemeinschaftliche bezieht sich nicht nur auf die Menschen, sondern eben halt auch auf die Schnecken und die Gräser und die Bäume und die Vögel.

00:21:44: Janna Ÿousand.

00:21:44: Janna Beim letzten Sommertrauerfeuer war es halt so, dass die immer diese Trauerzeiten waren und dann haben oben diese Vögel gesungen und Der Bach hat noch gerauscht und es einfach so ein tiefes Willkommen heißen von hey, wir sind immer noch da.

00:21:58: Janna Die Erde ist immer noch da und die Bäume sind immer noch da.

00:22:02: Janna Und daher ist das vielleicht einfach mal so dahingestellt, dass es auch immer eine Übung ist von sich zugehörig fühlen.

00:22:10: Janna Und sich nicht alleine fühlen, sondern in Gemeinschaft fühlen, in einem größeren Lebens netzwerk eingebunden zu sein.

00:22:18: Janna Ich habe auf jeden Fall von vielen, die jetzt schon bei mehreren Ritualen mit mir waren, gehört, dass es wirklich für sie genauso wie für mich in meiner Praxis total hilfreich ist, wie diese Zugehörigkeit auch zu üben und auch im Trauern zu üben.

00:22:34: Janna Und das heißt, dass es so Baumfreunde gibt in Städten oder Steinfreunde, wo Menschen auch hingehen können und einfach zweitausendein da sein können mit diesen Wesen auch um zu trauern.

00:22:47: Janna So, und das wäre dann ja in dem Falle nicht mit einer Gruppe von Menschen und.

00:22:53: Janna Genau, eins zu eins Begleitung, also face to face Mensch Mensch mache ich auch, mache ich aber wenig.

00:23:02: Christa Ich will noch mal in dieses Gefühl gehen des Loslassens oder des Verlustes.

00:23:08: Christa Jeder kennt, dass der einen nahen Menschen verloren hat, der gestorben ist.

00:23:13: Christa Das zerreißt einen ja.

00:23:15: Christa Man hat das Gefühl, da zerreißt einen was.

00:23:16: Christa Es ist ja fast, er ist ja kaum zu ertragen, wo du das Gefühl hast, wie soll ich jetzt noch weiterleben?

00:23:24: Christa Das geht nicht.

00:23:26: Christa Ist das Trauern, das aktive Trauern, eine Hilfe, aus diesem Gefühl rauszukommen?

00:23:33: Christa Oder ich versuche mich dem so ein bisschen unbeholfen anzunähern.

00:23:37: Christa Ich merke es selber und frage mich, ob ich auf diese Stelle dann möglichst dann verdrängt habe, weil ich es einfach nicht ausgehalten habe.

00:23:47: Janna Ich kann dazu was sagen.

00:23:49: Janna Gerade wenn du jetzt so den Verlust von einem geliebten Menschen ansprichst, dann ist es wirklich, also selbst bei mir, bei wenn Menschen kommen, dann denke ich immer so boah krass, Ÿousand, also wie viel, es geht doch nicht noch mehr.

00:24:05: Janna Also wie kann das so ein Herz.

00:24:08: Janna Und doch schaffen wir es halt.

00:24:09: Janna Also doch geht es halt.

00:24:11: Janna Doch gibt es halt immer wieder diesen Halt, der da ist, wenn so Dinge zerbrechen, wenn Verluste geschehen.

00:24:20: Janna Es gibt so ein Gedicht und das heißt also es geht ungefähr so, dass man jemanden nicht nur einmal verliert, sondern immer und immer wieder.

00:24:30: Janna Und mein Ziel von den Trauerritualen ist es überhaupt nicht, Trauer wegzumachen, sondern ich begreife Trauer als was, was in einer gewissen Art und Weise auch das ehrt, was man verloren hat und das anerkennt, dass es schmerzlich ist.

00:24:45: Janna Z.B.

00:24:47: Janna vermisst man diese Person dann drei Jahre später, wenn man irgendwie eine tolle Reise macht und man möchte dieser Person das gerne zeigen und man verliert in dem Moment wieder den Zeugen oder die Zeugenschaft, den Partner, die Partnerin.

00:25:02: Janna Und das heißt, ich gib na klar ganz, ganz viele Formen von Trauer.

00:25:07: Janna Da müssen wir irgendwie auch gucken, wo wir uns gerade bewegen.

00:25:09: Janna Also ist ein bisschen komplexer und schwierig, das so klein jetzt zu machen.

00:25:14: Janna Von daher mag ich jetzt das einfach für alle, die das auch hören und wo ganz anders stehen, einmal sagen, das ist so ein ganz spezieller Strang, den wir uns gerade angucken.

00:25:25: Janna Das ist einfach wie so diese Trauer sich wandeln kann in was, was natürlich da sein kann und die bleibt z.B.

00:25:36: Janna bei einem sehr geliebten Menschen.

00:25:38: Janna Bei mir ist es einfach so, dass ich denke, dass diese Trauer einfach bleiben wird, aber sie ist nicht mehr, sie drückt mich nicht oder erdrückt mich nicht.

00:25:48: Janna Es ist sogar so, dass ich manchmal im Ritual sag, okay, ich gehe mal wieder trauern für dich.

00:25:53: Janna Also wie so was, um noch mal eine neue Beziehungsebene irgendwie auch zu wandeln, die nach dem Tod einfach da war.

00:25:59: Janna Das kann ich nicht irgendwie wegmachen mit einem Ding oder ausradieren, sondern es ist ja eine Form von Beziehung, die bleibt, auch eine liebende Beziehung.

00:26:09: Christa Das Trauern ist angemessene, angemessene Reaktion auf den Zustand der Welt.

00:26:16: Christa Du bist ja auch Aktivistin, schreibst auf deiner Webseite für soziale Gerechtigkeit.

00:26:21: Christa Es gibt sehr viel, was nicht gerecht ist, was nicht gerade im Moment geschieht.

00:26:26: Christa Schlimmer Krieg mindestens.

00:26:29: Christa Und ich habe dann immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich sage, es geht jetzt mal darum, unsere Gefühle und unseren Gefühlen zuzuwenden.

00:26:36: Christa Wir müssen doch eher den Menschen helfen, die da betroffen sind.

00:26:40: Christa Gleichzeitig weiß ich, dass wir viel tun, viel überspringen, um unsere Gefühle eben nicht zu fühlen.

00:26:47: Christa Zweitausendein, dass die aber eine Hauptressource sind für alles.

00:26:51: Janna Also einmal auch diese Trauerrituale haben einfach wahnsinnig viel mit Lebenskraft und Liebe und Verbundenheit auch zu tun.

00:26:59: Janna Ich weiß einfach, wenn du mich so fragst, ich weiß keinen anderen Weg, wie man der Welt heute begegnen soll, ohne zu trauern.

00:27:09: Janna Für mich ist es so zurzeit eines der sehr geeigneten Formate, um diese Komplexität zu halten, halten zu können von allem, was da passiert und irgendwie meine Seele mitzunehmen.

00:27:24: Janna Und das sage ich halt einfach aus eigener Erfahrung.

00:27:27: Janna Das ist so, wenn die Visionen, die Hoffnung stirbt, das sind einfach damit alleine zu sein, das waren für mich so die mit die härtesten Momente so in meinem Leben, nicht zu wissen, wo es jetzt weiter langs geht.

00:27:43: Janna Und da wie sowas in Fluss bringen zu können für mich in den Ritualen am Feuer, auch ohne ein menschliches Gegenüber, war auf jeden Fall total unterstützend und total hilfreich.

00:27:55: Janna Und ich mag sagen, weil du gesagt hast, auch dieses ja, jetzt erstmal fühlen und helfen und dieser Gegensatz aua, Rituale alleine machen es auch nicht einfach, sozusagen so sagen, weil das auch schnell immer wieso dann bestimmten Weg annimmt oder so Ÿousand aber es ist halt, es ist meine Arbeit und meine Gabe und das was ich, wo ich für gegangen bin und was ich glaube für viele Menschen total hilfreich sein kann.

00:28:27: Janna Und darüber hinaus gibt es aber ganz ganz viel, was dann auch aus diesen Ritualen rausgeht, was einfach auch konkrete Hilfestellungen sind und gleichzeitig bedingt sich das total miteinander.

00:28:41: Janna Jetzt wenn wir auch auf so Klima und Artenvielfalt und so eingehen, das einfach beschreibt Elke auch einmal so schön, dass wir auch um das trauern können, was gerade geht, damit wir es innerlich lebendig halten können, damit es vielleicht irgendwann noch mal zurückkommen kann und das ist, dass das auch was ist von so einer kraftvollen Trauerkultur, die uns so zusammenhält in diesen Zeiten.

00:29:08: Christa Wir haben mal ganz 1 Stunde lang alle möglichen Tiernamen verlesen, die am aussterben sind, einfach nur in der Gruppe, jeder hat einen Tiernamen aufgelistet und wir waren irgendwie 50 Leute oder sowas und das war, das war sowas, was du gerade sagst.

00:29:29: Christa Ich glaube ich habe jetzt ein bisschen mehr Gefühl dafür bekommen zweitausendein und vielleicht sagst du noch was, du hast ja noch in diesem Monat ein Trauerfeuer in der Schweiz, vielleicht sagst du da noch was dazu.

00:29:43: Janna Genau, also in der Schweiz in der Klingenmühle, das ist so 20 km von Konstanz entfernt, gibt es zusammenhalten Ende Oktober ein Trauerfeuer und genau sind noch ein paar Plätze frei, wer kommen mag zweitausendein und ansonsten kann man sich auch gerne melden und dann gebe ich entweder von mir den nächsten Termin oder auch von Elke oder jemand anders, wo ich das weiß, einfach weiter, weil das ist so am wachsen und total schön, dass diese Kultur so langsam sich verwebt.

00:30:20: Christa Ja, dann danke ich dir für deine Arbeit.

00:30:22: Christa Ich hoffe, dass ich selbst mal erleben werde und vielleicht auch bei uns hier an der Ostsee, mal schauen.

00:30:30: Christa Ja, alles Gute für das Trauerfeuer jetzt im Herbst und überhaupt.

00:30:35: Christa Danke dir.

00:30:37: Janna Danke dir auch für das Gespräch und die Unterstützung.

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