Achtung Spaltungspotential! Friedensarbeit in Gemeinschaft

Shownotes

Simone Britsch

Zeitpunkt

Terra Nova Netzwerk

Ökodorf Sieben Linden Ökodorf-Podcast [Simones Podcast zum Thema Geimpft/ Ungeimpft]

Seminar in Sieben Linden zum konstruktiven Umgang mit Konflikten: 18.-20.10.24 Konflikte bewegen: Konstruktiv im Kontakt. somatisch – praktisch – gut!

«Wir weigern uns, Feinde zu sein.» Film zur Pilgerreise durch das Westjordanland 2005 (immer noch aktuell)

Global Ecovillage Network (Deutscher Zweig)

Bio-Hotel Gut Nisdorf an der Ostsee: http://www.gut-nisdorf.de

Neue Gemeinschaft Terra Nova: https://terranova-begegnungsraum.de/

Zentrum für Experimentelle Gesellschaftsgestaltung ZEGG: https://www.zegg-gemeinschaft.de

Tamera, Zentrum für Friedensforschung- und ausbildung in Portugal: https://www.tamera.org/de/

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00:00:12 Christa Dregger

Herzlich willkommen zum neuen Terra Nova Podcast. Ich bin Christa Dregger. Und heute geht ein Wunsch von mir in Erfüllung. Ich treffe Simone Britsch. Sie ist Öffentlichkeitsarbeiterin des bekannten Ökodorfes Siebenlinden in Sachsen-Anhalt.Und wie ich lebt sie fast ihr ganzes Erwachsenenleben in Gemeinschaft. Und sie hat ebenfalls eine Podcast-Serie. Als sie uns besucht hat in unserem Terra Nova Begegnungsraum an der Ostsee, haben wir uns gegenseitig interviewt und vor allem darüber gesprochen, wie wir gelernt haben, in Gemeinschaft mit Konflikten umzugehen. Und was heißt eigentlich Friedensjournalismus? Gute Inspiration.

00:01:13 Christa Dregger:

00:01:13 Christa Dregger: Ja, herzlich willkommen.

00:01:13 Christa Dregger:

00:01:15 Christa Dregger:

00:01:15 Christa Dregger: Und ich begrüße heute mit ganz viel Freude Simone Britsch, die bei mir zu Besuch ist, bei uns hier an der Ostsee im Gutenisdorf.

00:01:15 Christa Dregger:

00:01:25 Christa Dregger:

00:01:25 Christa Dregger: Und herzlich willkommen, Simone.

00:01:25 Christa Dregger:

00:01:28 Simone Britsch:

00:01:28 Simone Britsch: Ja, ich bedanke mich ganz dolle für diese Einladung, Christa.

00:01:28 Simone Britsch:

00:01:32 Simone Britsch:

00:01:32 Simone Britsch: Das ist richtig, richtig schön, bei euch an der Ostsee zu sein.

00:01:32 Simone Britsch:

00:01:35 Simone Britsch:

00:01:35 Simone Britsch: Ich war noch nie in einem Bio-Hotel und bin jetzt von eurer kleinen Gemeinschaft mal hier für ein Wochenende.

00:01:35 Simone Britsch:

00:01:41 Simone Britsch:

00:01:41 Simone Britsch: Und im Hintergrund rauscht das Meer.

00:01:41 Simone Britsch:

00:01:45 Christa Dregger:

00:01:45 Christa Dregger: Ja, keine schlechte Tonaufnahme, sondern das Meer.

00:01:45 Christa Dregger:

00:01:48 Christa Dregger:

00:01:48 Christa Dregger: Genau.

00:01:48 Christa Dregger:

00:01:49 Christa Dregger:

00:01:49 Christa Dregger: Ja, und das Spezielle heute an unserem Podcast ist ja, dass wir beide eine Podcast-Serie haben und uns sozusagen gegenseitig interviewen bzw. ins Gespräch kommen wollen.

00:01:49 Christa Dregger:

00:02:01 Simone Britsch:

00:02:01 Simone Britsch: Das haben wir noch nie gemacht. Das ist spannend.

00:02:01 Simone Britsch:

00:02:04 Christa Dregger:

00:02:04 Christa Dregger: Mal schauen, wer mehr über sich erzählt und wer mehr neugierig ist von der anderen und ob sich das die Balance hält. Wir haben auf jeden Fall ähnliche Themen. Wir leben sehr lange in Gemeinschaften beide und wir sind beide in der Öffentlichkeitsarbeit beziehungsweise im Journalismus aktiv in unseren Gemeinschaften. Und ich glaube, wir sind auch beide sehr neugierige Menschen.

00:02:04 Christa Dregger:

00:02:29 Simone Britsch:

00:02:29 Simone Britsch: Ja, diese Neugier ist auf jeden Fall das, was mich immer wieder treibt, auch Öffentlichkeitsarbeit zu machen, weil ich so viel lernen darf.

00:02:29 Simone Britsch: Und ich würde gerne von dir auch lernen, Christa, weil du bist noch länger in Gemeinschaften unterwegs als ich. Du bist auch als junge Frau gestartet.

00:02:29 Simone Britsch:

00:02:45 Simone Britsch:

00:02:45 Simone Britsch: Heute lebst du an der Ostsee in einer winzig kleinen Gemeinschaft und hast aber einen wahnsinnig langen Weg hierher zurückgelegt und ich glaube auch fast nie alleine gewohnt, sondern immer in Gruppen. Wie ging es denn los bei dir?

00:02:45 Simone Britsch:

00:03:00 Christa Dregger:

00:03:00 Christa Dregger: Ich habe schon als Teenager gedacht, ich will diesen normalen Weg heiraten, Karriere und so weiter, nicht gehen. Dann kam das auf, die Landkommunen. Dann habe ich das besucht, da bin ich noch zur Schule gegangen.

00:03:00 Christa Dregger: Und habe dann gedacht, ich studiere Landwirtschaft, dann weiß ich dann später, wie man sich am Land selbst versorgen kann.

00:03:00 Christa Dregger:

00:03:23 Christa Dregger:

00:03:23 Christa Dregger: Das habe ich dann auch gemacht und habe verschiedene Gemeinschaften besucht. Und als ich 24 war, habe ich dann die damalige Bauhütte kennengelernt.

00:03:23 Christa Dregger: Das ist die Vorläufergemeinschaft von ZEGG und auch von Tamera. Und da bin ich eingestiegen.

00:03:23 Christa Dregger:

00:03:41 Christa Dregger:

00:03:41 Christa Dregger: Das war für mich sehr überzeugend gewesen, diese Intensität, dieses Wir-wollen-wirklich-eine-andere-Kultur-ein-anderes-Leben-aufbauen. Nicht nur ein bisschen anders, sondern ganz anders, radikal anders. Das hat mir entsprochen damals und ich habe dann in den verschiedenen Gemeinschaften gelebt, die wir damals nacheinander entstanden sind. Dann auch im ZEGG, seit 1991. Dann habe ich zweimal zwei Jahre im ZEGG gelebt und bin dann nach Tamira, wo ich 18 Jahre gelebt habe.

00:03:41 Christa Dregger:

00:04:13 Simone Britsch:

00:04:13 Simone Britsch: Vielleicht stellen wir das ZEGG ganz kurz vor. Das kennt ja auch nicht jeder. Das ZEGG ist eine befreundete Gemeinschaft von Siebenlinden auf jeden Fall, wo ich lebe, Oekedorf-Siebenlinden. Und das ZEGG ist in der Nähe von Berlin, in Bad Belzig und ist eben auch eine Gemeinschaft, die ist jetzt schon 40 Jahre wahrscheinlich gibt.

00:04:13 Simone Britsch:

00:04:32 Christa Dregger:

00:04:32 Christa Dregger: Nee, 33. Ja, 33, weil 1991 haben wir die gegründet. Kurz nach der Wende haben wir dort dieses wunderbare Gelände gekauft, ehemaliges Stasi-Camp, was wir mit viel Energie verschönert haben.

00:04:32 Christa Dregger:

00:04:49 Simone Britsch:

00:04:49 Simone Britsch: Das heißt, du warst in der Pioniergruppe damals. Pionierinnengruppe, wow.

00:04:49 Simone Britsch:

00:04:55 Christa Dregger:

00:04:55 Christa Dregger: Ja, und um diesen Bogen fertig zu machen, dann bin ich 2003 nach Tamera gezogen, in Portugal. Das war damals noch die Idee, einen Süd-ZEGG und einen Nord-ZEGG zu haben. Und das wurde dann Tamera, wo auch die Gründer hingegangen sind, Dieter Dohm und Sabine Lichtenfels.

00:04:55 Christa Dregger:

00:05:14 Christa Dregger:

00:05:14 Christa Dregger: Und dann haben sich die Wege von ZEGG und Tamera doch ziemlich auseinanderentwickelt. In meinen Augen war Tamera radikaler, fundamentaler, hat mir wiederum mehr ansprochen.

00:05:14 Christa Dregger: Vor mittlerweile drei Jahren hat es mich dann doch wieder in die Heimat einerseits gezogen, nach Deutschland zurück.

00:05:14 Christa Dregger:

00:05:38 Christa Dregger:

00:05:38 Christa Dregger: Und zum anderen wollte ich noch mal schauen, was es noch an Gemeinschaftsmöglichkeiten gibt.

00:05:38 Christa Dregger: Ich habe dann auch ein bisschen in den Urweg gegangen. Ich war bei der Go-and-Change-Gemeinschaft, was ich im Nachhinein als eine toxische Gemeinschaft empfinde, was ich zu spät gemerkt habe auch.

00:05:38 Christa Dregger:

00:05:57 Christa Dregger:

00:05:57 Christa Dregger: Und ich habe dann gemeinsam mit einigen anderen, die auch schon sehr lange Gemeinschaftserfahrung haben, gedacht, was ist denn jetzt noch eine Möglichkeit, noch einen Schritt weiterzugehen?

00:05:57 Christa Dregger:

00:06:08 Christa Dregger:

00:06:08 Christa Dregger: unsere Erfahrungen, auch das, was wir wertgeschätzt haben, aber auch das, wo es nicht weitergegangen ist, in unseren Gemeinschaften noch mal zusammenzufassen und noch ein Stück weiterzugehen. Und wir haben gesagt, wir wollen eine kleine Gemeinschaft sein. Wir wollen intimer zusammen sein können. Und wir möchten sehr offen sein für Gäste.

00:06:08 Christa Dregger:

00:06:28 Christa Dregger:

00:06:28 Christa Dregger: Und so haben wir vor einigen Monaten dieses unglaubliche Gutshaus hier gekauft, ein Bio-Hotel. Und was wir ganz gerne machen möchten, wofür wir da sein möchten, ist für Begegnung auf jeder Ebene. Das ist ja auch Begegnung mit sich selbst, Begegnung unter Menschen, aber auch Begegnung mit der Natur.

00:06:28 Christa Dregger:

00:06:48 Christa Dregger:

00:06:48 Christa Dregger: Wir möchten wirklich dafür da sein und einen Platz dafür geben, dass sich wirklich Seelen einander wahrnehmen und begegnen können und von denen immer etwas Neues entstehen kann. Das hatte natürlich einen Vorspann und tatsächlich ging es bei mir auch im Jugendalter los.

00:06:48 Christa Dregger:

00:07:21 Simone Britsch:

00:07:21 Simone Britsch: Ja, so politisch wach geworden und habe gemerkt, hey, wir fahren hier unsere Zukunft gegen die Wand und das geht alles nicht, kann nicht so weitergehen.

00:07:21 Simone Britsch: Wir brauchen was ganz fundamental Neues. Das hat mich als Jugendliche unheimlich umgetrieben. Dann hatte ich immer so ein Bild im Kopf. Das könnte ich mal plastisch aufmalen als Gemälde. So ein Hügel mit einem Haus.

00:07:21 Simone Britsch:

00:07:46 Simone Britsch:

00:07:46 Simone Britsch: Da war eine Gruppe Menschen, die immer zusammen waren. Ich weiß nicht, was die gearbeitet haben, weil dieses Bild ist so stark. Dieser Berg mit dem Haus. Da wollte ich immer hin. Das habe ich sofort verwirklicht, als ich mein Elternhaus verlassen habe.

00:07:46 Simone Britsch:

00:08:03 Simone Britsch:

00:08:03 Simone Britsch: Da bin ich gleich in die erste WG gezogen, nach einem Jahr dann sofort in eine Wagenburg. Das war ganz wild natürlich, lauter junge Leute, die sich dann selbst organisierten. Da habe ich jetzt noch mal einen Besuch gemacht, die gibt es noch, diese Wagenburg bei Lüneburg, und habe die Plenumsbücher noch mal gelesen, also unsere Plenumsprotokolle von damals, und habe noch mal meinen Bemühen wahrgenommen, da Struktur in diesen Laden zu bringen.

00:08:03 Simone Britsch:

00:08:28 Simone Britsch:

00:08:28 Simone Britsch: Ich bin in diesen Plenumsprotokollen immer diejenige, die versucht, da irgendwie so ein bisschen Ordnung und so reinzubringen. Und da habe ich aber auch gemerkt, na ja gut, also so eine ganz lockere Gemeinschaft von Menschen, die erstmal einfach nur alle im Bauwagen wohnen wollten. Das ist es für mich auf Dauer nicht.

00:08:28 Simone Britsch:

00:08:47 Simone Britsch:

00:08:47 Simone Britsch: Da wahnsinnig viel lernen dürfen. Und dann kamen so verschiedene Stationen, die dann nach Siebenlinden geführt haben. Und das war der Zeitpunkt auch, als mein Partner und ich Familie gegründet haben.

00:08:47 Simone Britsch:

00:08:59 Simone Britsch:

00:08:59 Simone Britsch: Das hat einfach super gepasst mit diesem Baby auch jetzt einen Platz zu suchen, der mehr Kontinuität hat als eine WG oder eine Wagenburg oder etwas Lockeres und Sieben Linden war auf jeden Fall Für uns damals eine Gemeinschaft, die schon ausgestrahlt hat, ja, das, was du auch aufgegriffen hast, einen radikaleren Weg zu gehen.

00:08:59 Simone Britsch:

00:09:24 Simone Britsch:

00:09:24 Simone Britsch: In dem Fall war es vor allem dieser Wunsch, wirklich ressourcenschonend zu leben, wirklich naturnah zu leben, wirklich auszuprobieren, was brauchen wir eigentlich materiell, um glücklich zu sein? Und was brauchen wir aber auch nicht? Und welche Bedürfnisse können wir viel besser befriedigen in dem wir ein schönes Miteinander aufbauen, statt viel zu konsumieren oder weite Fernreisen zu machen.

00:09:24 Simone Britsch:

00:09:51 Simone Britsch:

00:09:51 Simone Britsch: Und das haben wir da sehr gut gefunden, diese Seelennahrung, Gemeinschaft.

00:09:51 Simone Britsch:

00:10:01 Christa Dregger:

00:10:01 Christa Dregger: Das ist schön, dass du das sagst mit der Seelennahrung. Ich war ja schon mehrmals in Siebenlinden und ich habe dich ja auch vor einem Jahr dort mal besucht.

00:10:01 Christa Dregger:

00:10:12 Christa Dregger:

00:10:12 Christa Dregger: Als ich das erste Mal nach Siebenlinden kam, da war da der Club 99. Das war 1999 eben auch schon eine Weile her. Und da haben sich einige Leute gesagt, dieses gerade entstandene Siebenlinden ist uns schon ein bisschen zu etabliert geworden. Wir ziehen raus in den Wald. Wir arbeiten ohne Maschinen. Wir sind ganz streng, ich glaube auch vegan.

00:10:12 Christa Dregger:

00:10:35 Christa Dregger:

00:10:35 Christa Dregger: Und wir wollen wirklich sehen, wie man nur mit regionalen, nur mit ohne Maschinen erzeugten Produkten leben kann. Ein unglaublich radikaler Ansatz. Und da ist ja auch ein das erste Lehmhaus entstanden, über das sie auch dann Siebenlimpen so bekannt gemacht hat.

00:10:35 Christa Dregger:

00:10:53 Christa Dregger:

00:10:53 Christa Dregger: Wenn man heute hingeht, dann sieht man dort ein Lehmhaus-Hotel.

00:10:53 Christa Dregger:

00:10:58 Simone Britsch:

00:10:58 Simone Britsch: Strotel.

00:10:58 Simone Britsch:

00:10:58 Christa Dregger:

00:10:58 Christa Dregger: Also man hat schon das Gefühl, die Öko-Bewegung ist ein Stück weit erwachsen geworden. Wirklich etabliert in einem guten Sinne.

00:10:58 Christa Dregger:

00:11:08 Christa Dregger:

00:11:08 Christa Dregger: Und auch, jetzt sage ich mal, meine Vorurteile, die wir damals immer als ZEGG hatten, die ja ungefähr gleich alt, und wenn wir auf sieben Linden geschaut haben, dann haben wir immer gesagt, ja, das ist ein Öko-Dorf, aber sie trauen sich nicht an die wirklich heißen menschlichen Themen ran.

00:11:08 Christa Dregger:

00:11:25 Christa Dregger:

00:11:25 Christa Dregger: Also was jetzt mit Liebe, Intimität, Sexualität, da, wo die Konflikte herkommen, da trauen sie sich nicht dran. Und dann haben wir immer schon gesagt, ihr seid Prüde. Ja, sie sind Prüde.

00:11:25 Christa Dregger:

00:11:39 Christa Dregger:

00:11:39 Christa Dregger: Die Gründungsgruppe war ja in Großchüden und dann hat man so gesagt, das ist Großprüden.

00:11:39 Christa Dregger:

00:11:45 Simone Britsch:

00:11:45 Simone Britsch: Aber das wusste ich noch gar nicht. Das habe ich noch nicht gehört, diesen Ausspruch. Ich denke, die Schwerpunkte waren schon ganz unterschiedlich vom ZEGG und von Sieben Linden. Und ich schätze auch diese Vielfalt ganz doll in der Gemeinschaftszene, also dass wir so ganz verschiedene Schwerpunkte inhaltlich bilden.

00:11:45 Simone Britsch:

00:12:04 Simone Britsch:

00:12:04 Simone Britsch: Und ich glaube, Siebenlinden durfte lernen im Zuge der Gemeinschaftsentwicklung, dass dieser Staat, am Anfang gab es einen Slogan Selbstbestimmung durch Selbstversorgung, also so ganz materiell. Es gab viele so materielle Gedanken und dass die überhaupt nicht ausreichend sind, um eine Gemeinschaft zu formen, sondern die große Herausforderung.

00:12:04 Simone Britsch:

00:12:28 Simone Britsch:

00:12:28 Simone Britsch: Die Chance ist ja, dass menschliche Wachstum und das hat das Ökodorf Simlin ganz schnell geschnallt. Und da haben wir vom ZEGG auch immer wieder zum Beispiel Methoden lernen dürfen oder Menschen als Supervisorinnen eingeladen, die unsere Gruppe begleitet haben und eben geholfen haben, mehr heiße Themen anzuregen. Das war auf jeden Fall ein wichtiger Weg für uns.

00:12:28 Simone Britsch:

00:12:57 Christa Dregger:

00:12:57 Christa Dregger: Was mich auch total beeindruckt hat, als ich vor einem Jahr bei euch zu Besuch war, da war dann ein politischer Abend gewesen. Da waren mehr als zwei Drittel junge Leute. Da habe ich auch gedacht, da ist euch was gelungen, vielleicht auch gerade durch diese konsequente ökologische Ausrichtung, da ist euch da ein Schulterschluss gelungen.

00:12:57 Christa Dregger:

00:13:17 Christa Dregger:

00:13:17 Christa Dregger: Weil das haben ja viele Gemeinschaften, viele Gemeinschaften gibt es ja jetzt seit 30 Jahren, Die altern dann auch oft. Und da ist bei Siebenlinden, glaube ich, mit einer bestimmten Widerstandsbewegung oder einer ökologischen Protestbewegung eine Verbindung entstanden. So hatte ich den Eindruck. Ist das so?

00:13:17 Christa Dregger:

00:13:39 Simone Britsch:

00:13:39 Simone Britsch: Ja, das hat zwischendurch auch mal ein bisschen geschlummert. Aber in den letzten Jahren gibt es viele junge, interessierte Menschen, und die möchten sich einerseits ausfahren und die Welt verändern.

00:13:39 Simone Britsch:

00:13:50 Simone Britsch:

00:13:50 Simone Britsch: Und das wollen wir, ja, vielleicht Oldies auch immer noch. Und sie finden aber diese menschliche Tiefe und antworten auf ihre riesengroßen Fragen oft nicht in der politischen Szene da draußen.

00:13:50 Simone Britsch:

00:14:04 Simone Britsch:

00:14:04 Simone Britsch: Und ich denke, dass wir schon Antworten haben oder zumindest Foren haben, wo wir diese Fragen miteinander bewegen können. Und das schätzen die jungen Leute sehr, diesen ganzheitlichen politischen Ansatz.

00:14:04 Simone Britsch:

00:14:19 Simone Britsch:

00:14:19 Simone Britsch: Diese, ja, auch Elemente wie Tiefenökologie zum Beispiel, wo du fühlen kannst und ins Spüren kommst und das auch mal zulässt, wie schwer das gerade alles ist, wie unerträglich das eigentlich ist. Und das mal da sein darf.

00:14:19 Simone Britsch:

00:14:37 Simone Britsch:

00:14:37 Simone Britsch: Und dann aber nicht in die Depression abzugleiten, sondern ins Handeln zu kommen und an einem Punkt wieder in die Hoffnung und ins Tun zu kommen. Das ist, glaube ich, was ganz Wertvolles, was zumindest sieben Linden, aber so erlebe ich viele Gemeinschaften gerade, dass sie das eben ein Gefäß dafür bilden.

00:14:37 Simone Britsch:

00:14:56 Simone Britsch:

00:14:56 Simone Britsch: Nicht den Rückzug auf die Insel, sondern das fühlende Voranschreiten. Unter mir steht da für mich auch, wo du lange gelebt hast, das ZEGG. Das sind alles tolle Orte.

00:14:56 Simone Britsch:

00:15:09 Christa Dregger:

00:15:09 Christa Dregger: Ja, also ich glaube es auch. Das hat mich auch nach Tamera gezogen damals, als ich dahin gezogen bin, dass ich das Gefühl hatte, oder es war auch die Realität, dass das Interesse an der Welt war so authentisch und das Engagement war einfach so stark da. Wir wollen, dass die Welt sich verändert.

00:15:09 Christa Dregger:

00:15:31 Christa Dregger:

00:15:31 Christa Dregger: Und dann wurden Menschen aus dem globalen Süden eingeladen und wir haben an deren Seite gestanden für deren Befreiungskampf und haben dort Riesenaktionen gemacht, ob jetzt in Kolumbien, in Palästina oder in Afrika, in Brasilien, an verschiedenen Orten.

00:15:31 Christa Dregger:

00:15:50 Christa Dregger:

00:15:50 Christa Dregger: Und das ist für mich sehr wichtig, dass wir nicht sagen, ja, wir sind ja privilegiert als Mitteleuropäer, haben ganz andere Voraussetzungen, dass wir trotzdem oder gerade deswegen sagen, wir stellen uns an die Seite der Menschen, die nicht so privilegiert sind.

00:15:50 Christa Dregger:

00:16:07 Simone Britsch:

00:16:07 Simone Britsch: Ja, Tamera ist in dieser internationalen Friedensarbeit, in diesen internationalen Aspekten auf jeden Fall unglaublich stark, finde ich. Also natürlich seid ihr auch aus einem Impuls aus Deutschland entstanden.

00:16:07 Simone Britsch:

00:16:21 Simone Britsch:

00:16:21 Simone Britsch: Und ihr habt euch aber in einem anderen europäischen Land als Tamera etabliert. Und dann habt ihr noch geschafft, noch weiter zu gucken und wirklich, wirklich global zu denken.

00:16:21 Simone Britsch:

00:16:31 Simone Britsch:

00:16:31 Simone Britsch: Dieser Slogan Global Denken, Lokal Handeln, der ist für mich Genauso aktuell wie schon vor 30 Jahren. Und da ist es sehr spürbar, dieses Wirken in die Welt.

00:16:31 Simone Britsch:

00:16:44 Simone Britsch:

00:16:44 Simone Britsch: Und das finde ich immer super spannend, auch den Newsletter zu lesen aus Tamera und da ein bisschen Anschluss zu kriegen.

00:16:44 Simone Britsch:

00:16:50 Simone Britsch:

00:16:50 Simone Britsch: Und ja, auch die Chance, dass berichtet wird, dass ich etwas davon erfahren kann, dass Tamera nicht versinkt im eigenen Inseldasein irgendwo am Rande von Europa, sondern sich so fühlbar und erfahrbar macht.

00:16:50 Simone Britsch:

00:17:03 Christa Dregger:

00:17:03 Christa Dregger: Das ist toll. Wir sind ja beide Öffentlichkeitsarbeiterinnen in unseren Gemeinschaften. Und ich möchte dich mal fragen, wie das eigentlich für dich ist, weil für mich war das auch oft so, dass ich innerlich dann auch Zweifel hatte an manchen Dingen und nach außen ja trotzdem das immer als möglichst gut darstellen wollte. Und ich will aber auch nicht lügen.

00:17:03 Christa Dregger:

00:17:28 Christa Dregger:

00:17:28 Christa Dregger: Und das war für mich dann oft sehr herausfordernd. Du bist ja auch eine Öffentlichkeitsarbeiterin und du bist dich ja auch nicht immer mit allem einverstanden, weil es gibt ja natürlich auch in jeder Gemeinschaft Sachen, die auch mal nicht so gut laufen. Und wie gehst du damit um? Hast du dann bestimmte Sachen, die du nach außen sagst, und bestimmte nicht? Oder sagst du das alles? Das ist für mich wirklich eine offene Frage.

00:17:28 Christa Dregger:

00:17:55 Simone Britsch:

00:17:55 Simone Britsch: Das ist eine schwierige Balance manchmal. Das sehe ich ganz genau so wie du. Denn einerseits wollen wir natürlich Menschen inspirieren und begeistern.

00:17:55 Simone Britsch: Und das tun wir vor allem über gute Nachrichten und über das, was geschafft wurde.

00:17:55 Simone Britsch:

00:18:08 Simone Britsch:

00:18:08 Simone Britsch: Ich nehme mal ein konkretes Beispiel. Die Leute, die meinen Podcast hören, die kennen das Beispiel. Wir haben letzten Herbst ein Gemüsestrotel gebaut.

00:18:08 Simone Britsch:

00:18:16 Simone Britsch:

00:18:16 Simone Britsch: Das haben wir natürlich auch in der Öffentlichkeitsarbeit kundgetan, weil wir mega stolz sind, dass wir ein großes 70 Quadratmeter Gemüselager nur mit Strohballen, also heimischen Strohballen, heimischem Holz und mit unseren Handwerken dahingestellt haben.

00:18:16 Simone Britsch:

00:18:29 Simone Britsch:

00:18:29 Simone Britsch: Eine völlig neue Art Winterlagerung für Gemüse zu machen. Super, klasse. Es hat mehr gekostet, als wir dachten. Die Baukosten sind so ein bisschen aus dem Ruder gelaufen.

00:18:29 Simone Britsch:

00:18:40 Simone Britsch:

00:18:40 Simone Britsch: Nicht so schlimm, aber es hat auch den Anschein, dass es gar nicht so unproblematisch funktioniert. Und jetzt ist natürlich der Schritt, das auch mitzuteilen. Also aus Fehlern lernen lassen.

00:18:40 Simone Britsch:

00:18:52 Simone Britsch:

00:18:52 Simone Britsch: Ja, also wir machen natürlich unendlich viele Fehler in Gemeinschaften. Und ich finde, über diese Fehler immer wieder zu kommunizieren, ist einfach ganz wertvoll und macht uns lebendig und macht Mut, auch selber ganz viele Fehler zu machen, weil ohne das geht es ja nun nicht voran.

00:18:52 Simone Britsch:

00:19:11 Simone Britsch:

00:19:11 Simone Britsch: Aber ich berichte lieber darüber, dass das Strohteil super funktioniert, dass das ganze Gemüse kalt ist, dass wir noch mehr Gemüse anbauen können und dass alle das nachmachen sollen. Das macht mir mehr Spaß. Aber ist ja nun nicht so und dann wird es demnächst dazu auch Infos geben.

00:19:11 Simone Britsch:

00:19:27 Christa Dregger:

00:19:27 Christa Dregger: Oje, wir hatten auch so eine Situation mit dem Gemüsekeller.

00:19:27 Christa Dregger:

00:19:31 Simone Britsch:

00:19:31 Simone Britsch: Auch mit Gemüse?

00:19:31 Simone Britsch:

00:19:32 Christa Dregger:

00:19:32 Christa Dregger: Ja, das ist schon lange her, aber da haben wir eine super Belüftung für einen Erdkeller gebaut und es hat einfach nicht funktioniert.

00:19:32 Christa Dregger:

00:19:40 Simone Britsch:

00:19:40 Simone Britsch: Ja, so ist es manchmal. Und ich denke, das andere Thema, was auch so ein bisschen ungemütlich oft ist, ist das Thema, dass es natürlich auch Konflikte gibt in der Gemeinschaft. Überall, wo Menschen zusammenleben, Gibt es auch Reibung? Gibt es Meinungsverschiedenheiten? Und das eben auch in der Öffentlichkeitsarbeit umzusetzen und uns damit auch offen zu machen, finde ich auch wertvoll. Ich denke, wir sind Lernorte. Und Lernorte für eine gute Konfliktkultur sind doch im Moment sehr wichtig.

00:19:40 Simone Britsch:

00:20:21 Christa Dregger:

00:20:21 Christa Dregger: Ja, da kommen wir zum ganz wichtigen Stichpunkt, die Konflikte.

00:20:21 Christa Dregger: Ich gehe eigentlich davon aus, dass wir Menschen vor allem durch Konflikte lernen. Lernen ist ein schönes Wort für Gemeinschaft, ist nicht immer bequem. Und wir versuchen es als Menschen oft, uns ein bisschen bequemer zu machen, indem wir Konflikte dann umschiffen. Aber das fällt uns meistens auf die Füße. Da kennst du bestimmt genauso viele Beispiele dafür wie ich.

00:20:21 Christa Dregger:

00:20:48 Simone Britsch:

00:20:48 Simone Britsch: Ja, das ist mit das Wertvollste, was ich lernen durfte, dass Konflikte wirklich ganz natürlich zum Leben dazugehören. Also, den Konflikt umarmen ist manchmal auch so ein Begriff, den wir verwenden. Und trotzdem gibt es immer, wenn etwas auftaucht, so eine Spannung auf einmal, merkst du immer noch auch nach über 20 Jahren in Gemeinschaft, der Konflikt rollt auf dich zu.

00:20:48 Simone Britsch:

00:21:10 Simone Britsch:

00:21:10 Simone Britsch: Und dann gibt es bei mir zumindest immer noch diesen Moment, ich will ihn abwehren, ich will drumrum, ich will oben drüber, ich will unten drunter, ich will irgendwie weg hier.

00:21:10 Simone Britsch: Aber dann zu sagen, ja okay, es ist einfach so und wir würden uns dem und auch schon so, also das habe ich glaube ich zellulär mittlerweile drin, es wird eine Lösung geben, es wird einen nach dem Konflikt geben und wir werden gemeinsam wachsen.

00:21:10 Simone Britsch:

00:21:35 Simone Britsch:

00:21:35 Simone Britsch: Da ist so ein ganz tiefes Vertrauen gewachsen und das lässt mich dann auch die Situation Einerseits stecke ich voll drin und irgendwas vibriert in meinem Nervensystem.

00:21:35 Simone Britsch:

00:21:46 Simone Britsch:

00:21:46 Simone Britsch: Ich bin aufgeregt und irgendwas hat aber auch schon so ein bisschen den Überblick gleichzeitig und kann mich schon ein bisschen beruhigen und sagen, okay, wir gehen da durch, wir gehen da durch. Wir sind alles geübte Menschen, die das schon kennen.

00:21:46 Simone Britsch:

00:22:00 Simone Britsch:

00:22:00 Simone Britsch: Und das war natürlich jetzt zum Beispiel, was weiß ich, in der Corona-Zeit wahnsinnig wichtig. Da hat sich das so richtig gezeigt, was können wir eigentlich in der Hinsicht und was können wir noch nicht.

00:22:00 Simone Britsch:

00:22:11 Christa Dregger:

00:22:11 Christa Dregger: Das ist natürlich das Thema, wo wir gemerkt haben, wie die Gesellschaft gerade mit an Konflikten scheitert. Und einige Gemeinschaften, glaube ich, auch. Und einige sind damit ganz gut umgegangen. Und das ist für mich eine Frage, die ich noch nicht ganz beantworten kann.

00:22:11 Christa Dregger:

00:22:30 Christa Dregger:

00:22:30 Christa Dregger: Warum werden die gesellschaftlichen Konflikte der letzten Jahre so erbittert geführt. Also warum spaltet sich die Gesellschaft immer, immer wieder an diesen ganzen Konflikten? Früher hätte man doch auch sagen können, okay, wir sind anderer Meinung, aber in dem Bereich, aber in dem Bereich sind wir vielleicht der gleichen Meinung.

00:22:30 Christa Dregger:

00:22:50 Christa Dregger:

00:22:50 Christa Dregger: Und da rüttelt was an uns als Gesellschaft, glaube ich. Und wie habt ihr das gemacht? Ich habe von euch gehört, dass ihr ganz gut durchgekommen seid als Gemeinschaft mit diesem Konfliktthema Corona. Habt ihr dazu bestimmte Techniken?

00:22:50 Christa Dregger:

00:23:07 Simone Britsch:

00:23:07 Simone Britsch: Das ist ein Gerücht, dass wir da ganz gut durchgekommen sind. Aber wir haben alle Techniken angewendet, die wir kennen. Ich glaube, das größte Problem war am Anfang tatsächlich, dieses Abstand halten und diese Vereinzelung, die politisch gefordert war.

00:23:07 Simone Britsch:

00:23:23 Simone Britsch:

00:23:23 Simone Britsch: Das hat mich am meisten erschüttert, weil dadurch schienen zunächst verschiedene Instrumente, die wir kennen, nicht zu funktionieren, weil Gemeinschaft heißt im Kreis sitzen und das Gespräch suchen, den Augenkontakt suchen.

00:23:23 Simone Britsch:

00:23:38 Simone Britsch:

00:23:38 Simone Britsch: Das war, glaube ich, für mich der Punkt, der am Anfang wirklich zu herausfordernd war, sich nicht zu treffen. Es gab dann Möglichkeiten, trotzdem in Austausch zu kommen und sich auch mal zu treffen. Und wir haben dann alle Instrumente rausgeholt, die wir kennen.

00:23:38 Simone Britsch:

00:23:55 Simone Britsch:

00:23:55 Simone Britsch: Also es ist zum Beispiel diese Methode Forum, die im ZEGG und auch in TAMIRA ganz stark kultiviert werden und die wir auch sehr gut lernen konnten.

00:23:55 Simone Britsch: Wie kann ich in einer Menschenmitte zeigen, was gerade in mir lebt?

00:23:55 Simone Britsch: Und das hat ganz viel deeskalierenden Charakter auch und ganz viel verbindendes Potenzial. Und wir haben natürlich Abi-Gespräche geführt.

00:23:55 Simone Britsch:

00:24:23 Simone Britsch:

00:24:23 Simone Britsch: Es gab bei uns auch starke Konflikte, die eine Moderation, eine Mediation brauchten in der Zeit.

00:24:23 Simone Britsch: Und wir haben versucht, Menschen nicht in irgendetwas reinzuzwingen, sondern sie auch mal eine Weile einfach zu lassen.

00:24:23 Simone Britsch:

00:24:39 Simone Britsch:

00:24:39 Simone Britsch: Menschen, die auch Rückzug brauchten in der Zeit und Schutz, dass sie sich schützen können, diese Vielfalt zuzulassen. Also es brauchte in der Zeit wirklich eine Vielfalt an Methoden.

00:24:39 Simone Britsch:

00:24:50 Simone Britsch:

00:24:50 Simone Britsch: Und ich glaube, es war gut, dass wir die auch in ruhigeren Zeiten schon lange geübt haben, um sie in der Krisenzeit rauszuholen. Und ja, Wie hast du es erlebt? Du warst auch in verschiedenen Kontexten unterwegs.

00:24:50 Simone Britsch:

00:25:06 Christa Dregger:

00:25:06 Christa Dregger: Also wo Corona aufkam, habe ich noch in Tamera gelebt. Da ist das Spezielle an Tamera, dass wir sehr weit außerhalb sind. Also schon rein geografisch, das nächste Dorf ist fünf Kilometer weg.

00:25:06 Christa Dregger:

00:25:25 Christa Dregger:

00:25:25 Christa Dregger: Von dem her konnten wir unser eigenes Biotop aufrechterhalten und waren uns auch ziemlich einig, dass wir unter uns ein Haushalt sind. Wir haben dann Kontakte nach außen, wir haben die Gäste Wir haben keine Gäste empfangen, zwei Jahre lang nicht. Das hat uns ökonomisch richtig stark reingehauen, sage ich jetzt mal.

00:25:25 Christa Dregger: Aber dadurch konnten wir die Zeit in der Gemeinschaft genutzt.

00:25:25 Christa Dregger:

00:25:59 Christa Dregger:

00:25:59 Christa Dregger: Und da sind viele Prozesse angestoßen worden, die lange am Schwelen waren.

00:25:59 Christa Dregger: Das war auch sehr interessant.

00:25:59 Christa Dregger: Dadurch, dass keine Gäste da waren, hatte man weniger Arbeit. Die Gemeinschaft kam mehr zusammen als sonst. Das war, glaube ich, ein Unterschied zu anderen Gemeinschaften. Und dadurch sind bestimmte Sachen prozessiert worden, die vorher nicht prozessiert worden waren.

00:25:59 Christa Dregger: Und zu Corona speziell gab es einige Menschen, die dann, ja, abgewichen sind von der Mehrheitsmeinung.

00:25:59 Christa Dregger:

00:26:30 Christa Dregger:

00:26:30 Christa Dregger: Und ich glaube da, neben den Instrumenten, die du jetzt auch genannt hast, die wir ja auch anwenden, ist das, was ich an Tamera am meisten schätze, ist so wirklich ein praktizierendes Mitgefühl für den Einzelnen.

00:26:30 Christa Dregger:

00:26:42 Christa Dregger:

00:26:42 Christa Dregger: Wir haben da ganz speziell, wir haben einen Frauenrat, der ist eigentlich dafür da, um alle persönlichen Themen, die nicht so leicht zu klären sind, da die einzuladen und da zuzuhören und denen Raum zu geben, wo sie wirklich jeder für sich gehört wird. Weil ja, jede Meinungsbildung hat auch eine Geschichte.

00:26:42 Christa Dregger:

00:27:03 Christa Dregger:

00:27:03 Christa Dregger: Und dass dann plötzlich ein Mensch sagt, nee, ich bin aber dafür, dass wir alle zu Hause bleiben und uns isolieren, hängt vielleicht damit zusammen, dass diese Person einen Krankheitsfall in der Familie hat, die ihr ganz, ganz viel Angst macht.

00:27:03 Christa Dregger:

00:27:16 Christa Dregger:

00:27:16 Christa Dregger: Und da zu sagen, das soll nicht ausgegrenzt werden, das ist menschlich, und alles Menschliche soll Platz haben in der Gemeinschaft. Und Meinungen sind, glaube ich, für uns in Tamera weniger wichtig gewesen, als dass wir uns menschlich fühlen und uns ein Zuhause geben.

00:27:16 Christa Dregger:

00:27:37 Christa Dregger:

00:27:37 Christa Dregger: Und trotzdem, daraus uns natürlich Meinungen zu bilden, ist natürlich auch eine Aufgabe. Jeder soll eine Meinung haben.

00:27:37 Christa Dregger:

00:27:44 Christa Dregger:

00:27:44 Christa Dregger: Das war für mich stark, das gemeinsam durchzustehen und zu lieben und auch zu wissen, wir wissen nicht, wie wir hier finanziell das überleben werden. Das war unsere größte Angst. Wir hatten weniger Angst vor der Krankheit als davor, was die Maßnahmen mit uns machen würden.

00:27:44 Christa Dregger:

00:28:02 Simone Britsch:

00:28:02 Simone Britsch: Ja, da waren wir dann doch deutlich ein größeres Meinungsspektrum, sag ich mal.

00:28:02 Simone Britsch:

00:28:02 Simone Britsch: Und auch eine größere Herausforderung in Siebenlinden, uns gut in Kontakt zu bleiben. Das war herausfordernd. Und ich denke, wir haben auch noch ein paar Risse heute in der Gemeinschaft.

00:28:02 Simone Britsch:

00:28:22 Simone Britsch:

00:28:22 Simone Britsch: Das merkt man ab und zu. Die sind so in unserem alltäglichen Erleben nicht so oben auf.

00:28:22 Simone Britsch:

00:28:27 Simone Britsch:

00:28:27 Simone Britsch: Aber wenn ein neues, brisantes Thema kommt, dann merken wir auf einmal, oh, wir haben noch nicht alles aufgearbeitet aus der Corona-Zeit und wir haben uns das aber vorgenommen. Also es gibt schon Termine dafür, auch dieses Jahr.

00:28:27 Simone Britsch:

00:28:41 Simone Britsch:

00:28:41 Simone Britsch: In Gemeinschaft gibt es immer auch so etwas wie Intensivzeiten, intensive Wochenenden, kompakte Zeiten, wo wir vielleicht auch keine Gäste haben.

00:28:41 Simone Britsch:

00:28:50 Simone Britsch:

00:28:50 Simone Britsch: Und das ist für uns dieses Jahr, steht das noch an, da noch mal draufzuschauen, weil da, wie du sagst, da steckt so viel persönliche Geschichte auch jeweils dahinter.

00:28:50 Simone Britsch:

00:28:59 Simone Britsch:

00:28:59 Simone Britsch: Vielleicht auch sogar bis hin zum Zweiten Weltkrieg. Kriegstraumata, familiäre Traumata. Und da vielleicht auch die Chance zu haben, nochmal eine Etage tiefer zu gehen, zu schauen. Und für mich ist es auch wie eine Vorbereitung auf nächste Krisen.

00:28:59 Simone Britsch:

00:29:20 Simone Britsch:

00:29:20 Simone Britsch: Jedes Krisenthema, was auf uns zukommt, hat einfach das Potenzial, diese Spaltung hervorzubringen. Das habe ich gelernt, das habe ich total unterschätzt vorher. Das gilt für Familien genauso wie für Arbeitsteams und für Lebensgemeinschaften.

00:29:20 Simone Britsch:

00:29:35 Simone Britsch:

00:29:35 Simone Britsch: Und uns damit jetzt noch mal, wo es relativ, naja, ruhig ist es nicht, aber es ist gerade nicht so ganz nah dran, die Konflikte und Krisen in Ruhe zu beschäftigen, um bei der nächsten Krise, die kommen wird, das bin ich ziemlich sicher, vielleicht schon ganz am Anfang zu wissen, Achtung, Spaltungspotenzial.

00:29:35 Simone Britsch:

00:29:54 Simone Britsch:

00:29:54 Simone Britsch: Sodass wir es gleich auf Reihe haben und sensibler und vielleicht auch ein bisschen entschleunigter darauf zu schauen. Das ist so meine Hoffnung.

00:29:54 Simone Britsch:

00:30:04 Christa Dregger:

00:30:04 Christa Dregger: Das ist meine Hoffnung auch. Und gleichzeitig merke ich, ein Konflikt will ja etwas von uns. Ein Konflikt ist ja etwas, was uns verändern möchte. Das möchte uns als Menschheit, als Gruppe, als Individuum auf eine andere Ebene heben.

00:30:04 Christa Dregger:

00:30:21 Christa Dregger:

00:30:21 Christa Dregger: Und wenn wir aber immer so getriggert reagieren, dass wir dann wütend aufeinander sind, dann kriegen wir die Lektion nicht mit.

00:30:21 Christa Dregger: Und das kann man wirklich auch im sehr Kleinen lernen.

00:30:21 Christa Dregger:

00:30:32 Christa Dregger:

00:30:32 Christa Dregger: Ich merke das jetzt gerade, wo wir eine kleine Gemeinschaft sind, dass es dann plötzlich Konflikte gibt.

00:30:32 Christa Dregger: Wir hatten was ganz Lächerliches.

00:30:32 Christa Dregger: Ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand lieber braunen Reis als weißen Reis mag. Ja, brauner Reis ist gesünder, aber leckerer ist doch der weiße. Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen.

00:30:32 Christa Dregger:

00:30:52 Christa Dregger:

00:30:52 Christa Dregger: Und das ist bei uns so ein bisschen ein geflügeltes Wort geworden. Das ist der braune-Reiß-Konflikt.

00:30:52 Christa Dregger:

00:30:59 Christa Dregger:

00:30:59 Christa Dregger: Wir haben uns jetzt nicht gestritten, das war kein wirklicher Konflikt, aber ich habe gemerkt, da fehlt es mir wirklich, in den vielen Bereichen fehlt es mir an Empathie und Mitfühlen, dass der andere tatsächlich in einigen Bereichen anders tickt.

00:30:59 Christa Dregger:

00:31:15 Christa Dregger:

00:31:15 Christa Dregger: Und dass wir Gefäße aufbauen, können in der Gemeinschaft, wo wir dann trotzdem, auch wenn wir anders ticken, zusammenbleiben und uns lieben können und uns als Eins fühlen können. Und ich merke an diesen kleinen Sachen, dass das immer eine Hürde ist.

00:31:15 Christa Dregger:

00:31:37 Christa Dregger:

00:31:37 Christa Dregger: Es geht ja dann weiter. Wir sind hier in einem Dorf. Und wenn ich jetzt da reingehen würde, was die einzelnen Menschen hier zum Beispiel wählen würden politisch oder was sie politisch denken würden, würden wir wahrscheinlich auch in Konflikte kommen, kann ich mir gut vorstellen.

00:31:37 Christa Dregger:

00:31:52 Christa Dregger:

00:31:52 Christa Dregger: Aber wir sind trotzdem ein Dorf und wir sind ein Land, wir sind eine Menschheit.

00:31:52 Christa Dregger: Wir haben ganz unterschiedliche Entscheidungen in unserem Leben getroffen.

00:31:52 Christa Dregger: Wir kommen dann nur durch, durch die ganzen Krisen, wenn wir dieses Einheitsgefühl trotzdem bewahren oder immer wieder aufbauen, immer wieder heilen können und nicht bei unterschiedlicher Meinung aufeinander rumhacken.

00:31:52 Christa Dregger:

00:32:17 Simone Britsch:

00:32:17 Simone Britsch: Ja, das ist gerade wirklich wie so ein Mikrokosmos zu lernen, ja, in Familien, in Gemeinschaften, in Teams. Und wir brauchen es als ganze Gesellschaft und auch als, ja, als Menschheitsfamilie global.

00:32:17 Simone Britsch:

00:32:32 Simone Britsch:

00:32:32 Simone Britsch: Und ja, da hast du ja auch viel zu beigetragen. Es ist für dich gar nicht so neu. Du bist als Friedensjournalistin auch unterwegs gewesen.

00:32:32 Simone Britsch:

00:32:40 Simone Britsch:

00:32:40 Simone Britsch: in anderen Ländern und vielleicht magst du noch ein bisschen davon teilen, was dich auch motiviert hat, deine Berichterstattung so aufzubauen, dass Menschen informiert werden, aber nicht polarisiert werden.

00:32:40 Simone Britsch:

00:32:54 Christa Dregger:

00:32:54 Christa Dregger: Ja, da fällt mir natürlich als erstes Beispiel ein, dass wir mit einer Gruppe in Israel-Palästina unterwegs waren, zu Fuß, also mehrmals auch, und sind dort gepilgert. Und darunter war eben auch eine Gruppe Journalisten.

00:32:54 Christa Dregger:

00:33:09 Christa Dregger:

00:33:09 Christa Dregger: Wir haben dann Gespräche geführt mit Menschen, ich kann jetzt mal sagen, von beiden Seiten, aber es waren nicht nur zwei Seiten, es sind viel mehr Seiten in diesem kleinen geografischen Land Israel-Palästina. Und immer wenn man mit Menschen zusammengesessen hat, konnte man mitfühlen.

00:33:09 Christa Dregger:

00:33:27 Christa Dregger:

00:33:27 Christa Dregger: Man konnte immer denken, ja, ich kann verstehen, warum dieser Mensch zu dieser Meinung gekommen ist. Und kann aber auch sehen, dass der ein paar Kilometer weiter unheimlich darunter leidet.

00:33:27 Christa Dregger:

00:33:38 Christa Dregger:

00:33:38 Christa Dregger: Also da sind Siedler, die sagen, Wir haben uns ewig gesehnt, in das Land unserer religiösen Vorväter zu gehen und hier zu leben. Und das wollen wir uns nicht nehmen lassen.

00:33:38 Christa Dregger:

00:33:51 Christa Dregger:

00:33:51 Christa Dregger: Und dann sind auf der anderen Seite Palästinenser, die sagen, wir haben immer hier gelebt, wir können hier nicht weichen, das ist unser Land und wo sollen wir denn hin? Und daraus, dass da so unterschiedliche Interessen sind, Da hast du fast das Gefühl, du zerreißt dich einfach nur durch das Zuhören.

00:33:51 Christa Dregger:

00:34:13 Christa Dregger:

00:34:13 Christa Dregger: Und gleichzeitig hatten wir auch die Erfahrung gemacht, dass wir einen Rahmen bieten können, dass die Menschen sich gegenseitig zuhören können. Zum Beispiel waren wir in einer Situation, wo wir mit einem palästinensischen Bauern auf seinem Feld waren und es kamen israelische Soldaten an, die uns dann zu bedrohen schienen.

00:34:13 Christa Dregger:

00:34:33 Christa Dregger:

00:34:33 Christa Dregger: Und wo wir aber gemerkt haben, nee, wir hören erst mal zu, was wir wollen, haben wir gemerkt, das sind einfach junge Männer, die waren davon neugierig, was machen denn da die ganzen europäisch aussehenden Menschen.

00:34:33 Christa Dregger:

00:34:44 Christa Dregger:

00:34:44 Christa Dregger: Und dann haben wir sie alle gebeten, sich hinzusetzen und die Soldaten ihre Gewehre runterzuholen. Das haben sie sogar gemacht. Das dürfte natürlich nie rauskommen, das wäre verboten für sie.

00:34:44 Christa Dregger:

00:34:54 Simone Britsch:

00:34:54 Simone Britsch: Aber ihr hattet doch die Kamera dabei. Ich habe das doch gesehen in dem Film, den ihr gemacht habt, über diese Pilgerreise. Ich erinnere mich an die Szene.

00:34:54 Simone Britsch:

00:35:02 Christa Dregger:

00:35:02 Christa Dregger: Es gibt einen Film darüber, der heißt Wir weigern uns, Feinde zu sein.

00:35:02 Christa Dregger:

00:35:07 Christa Dregger:

00:35:07 Christa Dregger: Und dann zum ersten Mal hat dieser palästinensische Bauer seinen Lebensweg erzählen können und hatte als Zuhörer israelische Soldaten, der sagt heute noch, das war ein entscheidender Moment in seinem Leben, dass er da gehört wurde und unter Tränen erzählt hat, wie seine Kinder aufwachsen, mit welchem Hass und welcher Wut seine Kinder aufwachsen, wie sein Land ihm genommen wurde.

00:35:07 Christa Dregger:

00:35:31 Christa Dregger:

00:35:31 Christa Dregger: Und die Soldaten, die gedacht haben, sie könnten ja vielleicht einfach nur ein bisschen flirten und so weiter, gemerkt haben, worum es auf einmal für sie geht. Und dass da ein älterer Mann ist, der so viel erlitten hat, und sie als junge Männer gemerkt haben, sie gehören zu einem System, das dafür verantwortlich ist.

00:35:31 Christa Dregger: Da wurde in ihnen auch was erschüttert. Und das sind Begegnungen.

00:35:31 Christa Dregger: Das ist eine Begegnung, würde ich mal sagen.

00:35:31 Christa Dregger:

00:35:59 Christa Dregger:

00:35:59 Christa Dregger: Und wir als nicht nur Journalisten, sondern auch als Menschen, als internationale Gemeinschaft haben auch die Aufgabe, solche Begegnungen zu halten und nicht immer zu sagen, wir sind auf der oder der Seite.

00:35:59 Christa Dregger: Dann verschließt sich sofort was.

00:35:59 Christa Dregger: Sondern sowas zu halten, das ist nicht leicht.

00:35:59 Christa Dregger: Das tut auch manchmal echt weh.

00:35:59 Christa Dregger:

00:36:16 Christa Dregger:

00:36:16 Christa Dregger: Und manchmal muss man ja auch Stellung beziehen und sagen, wir sind gegen Unrecht. Und menschlich aber trotzdem die Menschen halten können.

00:36:16 Christa Dregger:

00:36:26 Simone Britsch:

00:36:26 Simone Britsch: Ja, und darüber eben noch berichten. Das habt ihr am Beispiel dieses Filmes wirklich sehr gut zusammengefasst. Also kann ich jedem empfehlen.

00:36:26 Simone Britsch: Gerade dieser Film ist alt, 20 Jahre oder so.

00:36:26 Simone Britsch:

00:36:36 Christa Dregger:

00:36:36 Christa Dregger: Ja, fast, ja.

00:36:36 Christa Dregger:

00:36:37 Simone Britsch:

00:36:37 Simone Britsch: Aber du denkst, das ist vorgestern gewesen. Oder du bist erschreckt, weil du merkst, okay, da hat sich ja gar nicht so viel geändert an der Qualität des Konfliktes leider über so viele Jahre. Und jetzt kommt wieder diese Eskalation.

00:36:37 Simone Britsch:

00:36:50 Simone Britsch:

00:36:50 Simone Britsch: Und ich bin dankbar gewesen, dass ihr berichtet habt, dass ich diesen Film jetzt noch sehen durfte. Ja, danke auch für deine internationale Arbeit, die du da über Jahrzehnte aus dem Gemeinschaftskosmos herausberichtet hast.

00:36:50 Simone Britsch:

00:37:04 Simone Britsch:

00:37:04 Simone Britsch: Ich mag vielleicht noch von mir ein Beispiel erzählen, wo uns das mal, meine ich, ganz gut gelungen ist. Das war der simpelste Podcast, den ich jemals aufgenommen habe.

00:37:04 Simone Britsch:

00:37:12 Simone Britsch:

00:37:12 Simone Britsch: Es war eine Person aus Sieben Linden, die sich nicht hat impfen lassen, und die andere hat sich impfen lassen. Und bei uns war das tatsächlich kein großer Konflikt in der Gemeinschaft, diese Impffrage, sondern da war einfach so, ja, die einen möchten so, die anderen möchten so.

00:37:12 Simone Britsch:

00:37:26 Simone Britsch:

00:37:26 Simone Britsch: Das haben wir nicht stark polarisiert, deswegen war mir das gar nicht klar, was das bedeutet. Und dann haben wir ein Gespräch aufgenommen, warum die eine Person so motiviert ist und die andere so.

00:37:26 Simone Britsch:

00:37:35 Simone Britsch:

00:37:35 Simone Britsch: Und es war ziemlich simpel einfach zu sagen, ja, und wir reden doch trotzdem miteinander. Und dieser Podcast, diese Podcast-Folge damals, hat dann so viele Hörerinnen gehabt und so viel Interesse hervorgerufen, dass es auf einmal was ganz Besonderes anscheinend war.

00:37:35 Simone Britsch:

00:37:54 Christa Dregger:

00:37:54 Christa Dregger: Ja, voll.

00:37:54 Christa Dregger:

Simone Britsch:

Simone Britsch: Und das fand ich einen schönen Beitrag aus Siebenlinden. Ich glaube, es waren nicht alle meiner Mitwohnis dann hundertprozentig glücklich mit dieser Folge.

Simone Britsch:

00:38:04 Simone Britsch:

00:38:04 Simone Britsch: Musst ja dir auch immer anhören, was deine eigenen Leute dann darüber denken. Trotzdem bin ich sehr froh, dass wir es gemacht haben und das auch uns getraut haben, in dem Moment so ein ganz simples Statement rauszugeben von.

00:38:04 Simone Britsch:

00:38:16 Christa Dregger:

00:38:16 Christa Dregger: Das kann doch nur aus Gemeinschaft kommen. Das ist ja wirklich ein Beispiel von etwas, weil es ist so polarisiert. Die Menschen reden gar nicht mehr miteinander. Und an der Stelle ist es wirklich für mich ein Beispiel, was du gerade erzählst, dass es ein Beitrag von einer Gemeinschaft ist an die Welt.

00:38:16 Christa Dregger:

00:38:35 Simone Britsch:

00:38:35 Simone Britsch: Das macht mir Freude, so kleine Schnipsel mal rauszubringen, dieser Polarisierung entgegenzuwirken.

00:38:35 Simone Britsch:

00:38:41 Simone Britsch:

00:38:41 Simone Britsch: Oder neulich hat die Irma, die seit 30 Jahren Veganerin ist und da auch eine recht konsequente Haltung hat, im Podcastgespräch mit unserem jungen Koch, dem Jonas, gesprochen, der gerne vegan kocht, aber eben gern auch ab und zu mal an der Dönerbude vorbeischaut, weil er da nicht wieder stehen kann.

00:38:41 Simone Britsch:

00:39:00 Simone Britsch:

00:39:00 Simone Britsch: Und dass man sich darüber so ganz entspannt mal austauschen kann und eigentlich feststellt, hey, wir gehen in dieselbe Richtung. Die eine ist hundertprozentig konsequent und der andere ist auf seinem Weg und wir wirken zusammen.

00:39:00 Simone Britsch:

00:39:13 Simone Britsch:

00:39:13 Simone Britsch: So was macht mir Freude, zu veröffentlichen und zu verbreiten. Das sind eher so die kleinen Themen und du hast es geschafft, große Themen so immer wieder nach vorne zu bringen.

00:39:13 Simone Britsch:

00:39:27 Christa Dregger:

00:39:27 Christa Dregger: Naja, letztlich sind ja auch die großen Themen, bestehen ja oft auch aus kleinen, sind zwar auch, die großen Themen sind natürlich große Ideen, große Ideologien auch manchmal, aber sie bestehen ja auch aus Menschen, die die entweder leben oder nicht oder halbleben oder damit umgehen einfach.

00:39:27 Christa Dregger: Und das finde ich eigentlich auch immer Es ist mir immer sehr wichtig, die Menschen selber zu hören. Wie lebst du damit?

00:39:27 Christa Dregger:

00:39:54 Christa Dregger:

00:39:54 Christa Dregger: Ich liebe auch Theorien. Ich liebe es, Theorien zu studieren. Aber wichtiger ist eigentlich, wo die Theorien auch ins Leben kommen.

00:39:54 Christa Dregger:

00:40:04 Christa Dregger:

00:40:04 Christa Dregger: Wenn ich mir alles noch mal in Erinnerung rufe, was wir jetzt so erzählt haben, dann ging es ja auch ganz stark um Gemeinschaft und um Frieden, beides. Mir fällt da der Satz von Johann Galtung ein, der mich sehr stark geleitet hat in meinem persönlichen und beruflichen Leben. Jede Friedensbildung ist Gemeinschaftsbildung.

00:40:04 Christa Dregger:

00:40:26 Christa Dregger:

00:40:26 Christa Dregger: Also da, wo Frieden entsteht, gehen Menschen noch aufeinander zu und fangen an, miteinander auszukommen. Und insofern finde ich, dass wir in Gemeinschaften leben schon mal alleine.

00:40:26 Christa Dregger:

00:40:40 Christa Dregger:

00:40:40 Christa Dregger: eine Friedenstat und dass wir das dann auch in die Öffentlichkeit bringen und Menschen daran teilhaben lassen, ist unser Beitrag. Und ich hoffe, dass der was bringt. Da bin ich auch dir total dankbar für deine unglaubliche Energie, mit der du jetzt schon fast 100 Podcast-Folgen in die Welt gebracht hast.

00:40:40 Christa Dregger:

00:40:58 Christa Dregger:

00:40:58 Christa Dregger: Das ist der Hammer. Ja, das macht mir wirklich Spaß.

00:40:58 Christa Dregger:

00:41:01 Simone Britsch:

00:41:01 Simone Britsch: Ich habe einen anderen Satz selber, der mich oft trägt. Aus Reibung entsteht Wärme. Also eigentlich da, wo der Konflikt heiß ist, da kannst du davon ausgehen, da entsteht irgendwann die menschliche Wärme, wenn es gelingt. Es kann natürlich auch eine Kälte zurückbleiben und eine Härte.

00:41:01 Simone Britsch:

00:41:16 Simone Britsch:

00:41:16 Simone Britsch: Aber diese Wärme, die entsteht, wenn ich mit Menschen durch Konflikte gehe und mit denen zusammenbleibe, im Team, in der Gemeinschaft. So, das ist für mich Stark, ja, und auch darüber zu erzählen, auch in unserem Netzwerk Global Eco Village Network. Das ist also GEN, unser deutsches Gemeinschaftsnetzwerk, was aber auch europäische und internationale Vereinigungen hat, uns voneinander zu berichten in den Gemeinschaften, uns gegenseitig zu stützen.

00:41:16 Simone Britsch:

00:41:48 Simone Britsch:

00:41:48 Simone Britsch: Ja, das war eine große Reise, die wir auch in dem Gespräch gemacht haben. Vom ZEGG nach Portugal und über Israel, Palästina wieder zurück. Diese Verbundenheit von Menschen, die überall an kleinen Orten kleine und große Dinge tun.

00:41:48 Simone Britsch:

00:42:06 Christa Dregger:

00:42:06 Christa Dregger: Jawohl.

00:42:06 Christa Dregger:

00:42:08 Christa Dregger:

00:42:08 Christa Dregger: Dann wünsche ich dir alles Gute. Wunderbar, dass du hier warst. Ist ja auch ein bisschen die Sonne rausgekommen heute.

00:42:08 Christa Dregger:

00:42:14 Simone Britsch:

00:42:14 Simone Britsch: Genau, wir werden noch ein bisschen Ostseeluft schnuppern hier am Boden und dann auch bald zurückreisen.

00:42:14 Simone Britsch:

00:42:21 Simone Britsch:

00:42:21 Simone Britsch: Und ja, ich danke dir für deine Arbeit und hoffe noch viel von dir zu lernen.

00:42:21 Simone Britsch:

00:42:29 Christa Dregger:

00:42:29 Christa Dregger: Ja, ich auch. Nicht nur, weil ich älter bin, kann ich nichts von dir lernen, nein. Ich habe überhaupt den Podcast nur angefangen, weil ich deinen so toll fand. Das wollte ich dir mal verraten.

00:42:29 Christa Dregger:

00:42:39 Christa Dregger:

00:42:39 Christa Dregger: Ach cool, echt?

00:42:39 Christa Dregger:

00:42:42 Simone Britsch:

00:42:42 Simone Britsch: Der Terra Nova Podcast.

00:42:42 Simone Britsch:

00:42:43 Simone Britsch:

00:42:43 Simone Britsch: Ja, super.

00:42:43 Simone Britsch:

Kommentare (1)

Klaus

Eine sehr informative und lehrreiche Episode! Danke Euch beiden ganz herzlich! Ich kenne "Zegg" & "Tamera" leider nur von Erzählungen & Berichten. "Sieben Linden" & "Gut Nisdorf" von einem 3-/bzw. 5-tägigen Gastbesuch ... . Beim Hören Eures "wechselseitigen" ;-) Interviews habe ich eine Menge interessanter Aspekte über das "Innen & Außen" von Gemeinschaften und deren grundsätzlicher Bedeutung für FRIEDEN erfahren. Und von Eurer ganz persönlichen, emphatischen und authentischen Haltung zu verschiedensten Themen. Es stärkt meinen Optimismus in die Zukunft. Viel Freude und Erfolg weiterhin bei Euren Podcastproduktionen ... und auch sonstigen Aktivitäten! LG, Klaus

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